Tramuntana 2011

Nach einer guten Empfehlung zu dieser Reise wollte ich auch diese Tour bestehen.

Die Gruppenreise mit dem Titel "Mallorca Trans Tramuntana" mit 14 Personen wurde organisiert von Hauser Exkursionen in Zusammenarbeit mit der örtlichen Bergführerin Aina Maria Escrivá. Aina ist sicherlich eine der besten (wenn nicht die beste) Bergführerinnen auf Mallorca und führte uns sicher über alle Klippen. Gleichzeitig lernten wir viel über Land und Leute und wussten Ihre ruhige und sehr sympathische Art zu schätzen. Sie führt für Hauser nicht nur diese Tour, sondern auch andere Mallorca-Touren und Touren in den Pyrenäen.

Die Tour ist insgesamt sehr gut durchdacht und organisiert, die beiden Unterkünfte sehr gut und die Verpflegung exzellent. Große Teile des Weges führen entlang des Fernwanderweges GR 221, der teilweise, gerade im südlichen Teil, aber auch zwischendurch, ziemlich schlecht markiert ist. Oft wäre unser Weg ohne Aina nicht zu finden gewesen.

Insgesamt haben wir auf 6 Wanderungen ca. 120 km zurückgelegt und haben dabei ca. 5.600 Höhenmeter aufwärts und ca. 5.700 Höhenmeter abwärts bewältigt. Dabei durchquerten wir die Tramuntana auf gesamter Länge vom südlichen Andratx bis zum nördlichen Pollença.

Weitere Infos zu Mallorca sind hier zu finden:

 

Tramuntana 2011 - Tag 1

Reisetag Fürth - München - Palma de Mallorca - Estellencs

Heute heißt es früh aufstehen, um genau zu sein: 1:00 Uhr nachts, weil ich 2:00 Uhr mit dem Auto nach München starte. Dort stehe ich mit einigen anderen Autos gegen 3:45 Uhr in einem Gewerbegebiet nahe dem Flughafen in einer Warteschlange vor dem Gelände eines Airpark-Service. Eine etwas surreale Situation zu dieser Uhrzeit am Sonntag. Gegen 4:00 Uhr kommt dann der Bus mit demjenigen, der uns freundlich einweist und zum nahen Flughafen fährt. Alles sehr freundlich und flink, die Buchungen erfolgen auf einem iPad, das mit Gummis an der Sonnenblende befestigt ist.

Gegen 4:15 Uhr checke ich das Gepäck ein, auch dabei alles extrem freundlich trotz der frühen Stunde. Sogar der spätere Security-Check  erfolgt gut gelaunt! Unser Flug startet dann fast pünktlich nach einiger Sucherei nach einer fehlenden Passagierin, die schließlich nicht mitfliegt. Mit einer Boeing 757-300 der Condor starten wir vollbesetzt Richtung Mallorca und haben einen angenehmen Flug. Der Kapitän erklärt uns alles haarklein, selbst der Leistungsverlauf der Triebwerke beim Starten wir erläutert. Und zum Starten und Landen haben wir eine Frontkamera, die uns die Landebahn zeigt. Zudem hat Condor ein neues und witziges Safety-Video gedreht, worin die Gurte, Schwimmwesten etc. erklärt wird. Sehr kurzweilig und mit jeder Menge Prominenten-Doubles.

Gegen 8:00 Uhr landen wir in Palma de Mallorca und werden dort von unserer Bergführerin Aina begrüßt. Die anderen Gruppenmitglieder sind schon fast alle da und kamen aus allen Richtungen: Hannover, Stuttgart, Nürnberg. Mit dem Bus geht es dann Richtung Estellencs, wo wir nach ca. 1 Stunde kurviger und bergiger Fahrt eintreffen. Unser Hotel „Maristel“ ist sehr gut und wir beziehen große und sehr schöne Zimmer. Leider hat keiner von uns den erhofften Meerblick, denn solche Zimmer gibt es auch. Das Hotel ist schön gelegen an einem Küsten-Hang.

Für unsere ersten Etappen kaufen wir in einem kleinen Laden unseren Proviant ein: Brot, Wurst, Käse, Äpfel, Tomaten, Kekse. In unseren Zimmern ist ein Kühlschrank, sodass die Vorratshaltung kein Problem ist. Danach probieren wir ein Restaurant neben dem Hotel und genießen in der warmen Sonne Kaffee und Kuchen. Anschließend wagen wir einen ersten Spaziergang zum „Strand“ unten. Es sind hin und zurück nur ca. 2 km und trotz wenig Schlaf trauen wir uns das zu. Vor dem Abendessen gibt es einen kurzen Gruppentreff, wo sich alle kurz vorstellen und Aina einige allgemeine Informationen zur Tour gibt. Danach stürzen wir uns auf ein sehr reichhaltiges und gutes Buffet und fallen sehr bald, gegen 21:00 Uhr, ins Bett. Denn schon morgen starten wir zu einer ersten langen Etappe.

 

Tramuntana 2011 - Tag 2

Andratx - Estellencs

Heute geht es los mit Wandern! Wir frühstücken reichlich am wieder sehr guten Buffet des Hotels und fahren nach Andratx, südlich von Estellencs. Das ist unser Startpunkt. Von dort wandern wir heute zurück bis zum Hotel.

Nach der Ankunft in Estellencs gegen 9:00 Uhr besuchen wir erst den Friedhof und besichtigen die für uns etwas ungewohnten Grabstätten, die wie üblich in spanischen und auch lateinamerikanischen Ländern Schubkästen in einer Grabwand ähneln. In einer Wand sind schätzungsweise 200 Gräber. Sonst sind keine Besucher auf dem Friedhof, nur einige Handwerker, die Wände streichen oder Fächer vorbereiten.

Nach unserem Friedhofsbesuch geht es von etwa 60 Höhenmetern bergauf. Erst auf Asphaltstraße, dann auf Feldwegen, dann völlig weglos durch hohes Gras, was sehr scharfkantige Halme hat. Die Landschaft um uns herum ist aufgelockert mit Büschen und Bäumen zwischen dem Gras. Angelegte Terrassen und Mauern zeigen, dass das einmal bewirtschaftete Flächen waren, die seit längerer Zeit verwildern.

Wir überwinden einen Pass bei etwa 400 Höhenmetern, steigen etwas ab und beginnen dann den Hauptaufstieg zu unserem ersten Gipfel, dem S’Esclop (928 m hoch). Mittagspause ist auf halber Höhe um etwa 11:30 Uhr, wo wir den ersten Teil unseren Proviants verspeisen. Bis hierin haben wir schon ordentlich geschwitzt, aber langsam wird es frischer mit zunehmender Höhe. Gegen 14:00 Uhr und nach einigen Kraxel-Stellen durch steile und enge Felspassagen stehen wir auf dem Gipfel und machen nochmal Pause in einer verfallenen Hausruine nahe des Gipfels, wo einmal französische Landvermesser versuchten, trigonometrisch die Insel zu vermessen und dafür die Nachbarinseln von hohen  Punkten aus anzupeilen. Das erzählt uns Aina recht anschaulich und auch davon, dass die Einwohner von Mallorca von den Landvermessern nicht begeistert waren, weil sie dachten, das seien millitärische Vorbereitungen, insbesondere deren Entzünden von Leuchtfeuern auf den Bergen der Inseln (zum besseren Anpeilen dieser Lichtpunkte). Nur als Bergbauer verkleidet konnte sich der Chef der Landvermesser, ein gewisser François Arago (auf Mallorca: Francesc Aragó), vor seinen Verfolgern retten.

Wir haben gutes Wetter, auch wenn die Sicht nicht optimal ist wegen Dunst. Wir beginnen unseren schwierigen Abstieg. Der erste Teil ist sehr steil und felsig mit viel Geröll. Später wird es flacher und einfacher und wir steigen zügig über breite Wege, die uns durch Aleppo-Kiefernwald führen, hinab bis nach Estellencs (128 Höhenmeter), wo wir gegen 18:00 Uhr ankommen.

Auf dem heutigen Weg begegnen uns immer wieder einmal wilde Ziegen, die auf Mallorca als Wildtiere gelten, ähnlich unserem Rotwild. Nur Schafe sind Haustiere und tragen meist Glocken. Apropos Wildtiere: An einer Stelle im Wald treffen wir auf ein Warnschild, welches vor einem Nasenbär warnt, der nach Mallorca eingeschleppt wurde. Man soll die Behörden benachrichtigen, wenn man ihn sieht. Das Tier hat keine natürlichen Feinde auf Mallorca und richtet wohl ziemlich viel Schaden in der Natur an.

Im Restaurant nebenan trinken wir ein Belohnungsbier und freuen uns schon auf unser wohlverdientes Abendessen. Hevorragend verköstigt beenden wir den Tag an der Hotelbar mit einem kleinen Umtrunk. Ich trinke einen riesigen Martini, denn die Barfrau hält nicht viel davon sich an spezielle Maße zu halten. Jedes Glas wird einfach immer halbvoll gemacht. Gegen 22:30 Uhr falle ich todmüde ins Bett.

Insgesamt waren wir heute etwa 9 h inkl. Pausen unterwegs, haben dabei ca. 18 km Strecke zurückgelegt und ca. 1.100 Höhenmeter aufwärts und ca. 1.000 Höhenmeter abwärts bewältigt.

 

Tramuntana 2011 - Tag 3

Estellencs - Valldemossa

Nachdem wir gestern von Andratx nach Estellencs gewandert sind, geht es heute von Estellencs weiter nach Valldemossa. Wir starten gegen 8:30 Uhr direkt am Hotel und wandern über Straßen und später über Feldwege in schattigen Steineichenwäldern. Dadurch sind die Temperaturen noch erträglich und es geht auch nur leicht bergauf und bergab.

Die langsam wachsenden und relativ viel Wasser benötigenden Steineichen werden immer mehr durch die schnell wachsende und viel weniger Wasser verbrauchende Aleppo-Kiefer verdrängt und an vielen Stellen, die wir in den nächsten Tagen sehen, gibt es nur noch wenige Steineichen. Es gibt Aufforstungsprojekte, die aber nur funktionieren, wenn mehr als 400-500 Liter/m2 Regen pro Jahr fallen, wie uns Aina erläutert. In vielen Regionen wir aber der Regen in den letzten Jahrzehnten immer weniger, wahrscheinlich auch durch den Klimawandel bedingt. Die Römer begannen, den Steineichenwald stark zu dezimieren, wodurch sich das Klima auf Mallorca zum ersten Mal änderte und den Aleppokiefern das Vordringen erleichterte. Heute ist dieser Trend nur noch schwer umkehrbar.

Wir sehen viele Überreste von Köhlerhütten und den Plätzen auf denen die Köhlermeiler standen zur Holzkohlegewinnung. Dies früher eine wichtige Erwerbsquelle der Einheimischen, wie uns Aina erklärt. Wir sehen Plantagen, teils aufwendig terrassiert, mit jahrhundertealten Olivenbäumen und gehen an einem alten, großen Gehöft vorbei, wo früher in großem Stil Oliven verarbeitet wurden. Dann wurde es aufgegeben und der spanische Staat erwarb das Gehöft und viele Hektar Land, um zu verhindern, dass hier ein Investor eine große Hotelanlage baut. Vorangegangen waren viele Proteste der Einheimischen gegen den Hotelplan. Weiter geht es in Steineichenwald auf einem sehr schönen Weg, der früher einmal ein Postweg gewesen ist, wie uns Aina erzählt.

Zwischenstopp machen wir in Esporles, einem netten Städtchen, wo wir gegen 14:00 Uhr Mittagspause in und neben einem Cafe einlegen. Es gibt Kaffee und Orangensaft und unseren eigenen Proviant.

Nach der Pause geht es hinter dem Ort steil bergauf, von 420 m Höhe auf ca. 600 m, dann wieder bergab auf 450 m. Dann wieder bergauf auf den heute höchsten Punkt bei etwa 700 m Höhe. Von dort geht es dann stetig abwärts nach Valledemossa (420 m hoch). Der Weg ist teilweise recht schwierig mit viel Geröll.

Von Valldemossa fahren wir gegen 18:00 Uhr mit dem Bus nach Estellencs. Zum Besichtigen von Valldemossa haben wir morgen vormittag noch genügend Zeit. Auf der Rückfahrt halten wir noch für einen kurzen Fotostopp und können die Küstenlinie im Sonnenuntergang bewundern. Das Abendessen ist wieder sehr gut und wiederum erschöpft falle ich gegen 22:30 Uhr in mein Bett.

Insgesamt waren wir heute etwa 9,5 h inkl. Pausen unterwegs, haben dabei ca. 23 km Strecke zurückgelegt und ca. 1.100 Höhenmeter aufwärts und ca. 1.100 Höhenmeter abwärts bewältigt.

 

Tramuntana 2011 - Tag 4

Valldemossa - Sóller

Wir fahren heute 8:45 Uhr mit dem Bus nach Valldemossa, unserem  gestrigen Zielpunkt undbesichtigen das wirklich sehr schöne Städtchen bei herrlichem Wetter. Enge Gassen, an den Häuserwänden viele hängende Blumentöpfe mit Pflanzen aller Art zur Stadtbegrünung. Außer uns sind viele Touristengruppen unterwegs, teils mehr als 50 Leute in einer Gruppe.

Bedeutend in Valldemossa ist die Kartause, ein ehemaliges Kartäuser-Kloster mit vielen dazugehörigen Gebäuden und Flächen. Außerdem ist Valldemossa dafür bekannt, dass hier Frédéric Chopin einige Zeit verbrachte. Aina erzählt uns außerdem etwas von Ludwig Salvator von Österreich-Toskana, der auf Mallorca aufgrund seiner Verdienste um die Insel sehr verehrt wird. Auf einem für ihn speziell angelegten Panorama-und Reitweg werden wir heute noch wandern und die Aussicht genießen.

Wir wandern ca. 10:30 Uhr von Valldemossa los, hinter der Stadt geht es gleich lange Zeit aufwärts, bis wir auf einem Gebirgsgrat in ca. 900 m Höhe den gerade erwähnten Panorama- und Reitweg erreichen. Es ist immer noch herrliches Wetter, sodass wir tolle Aussichten auf die unter uns liegende Küste haben. So sehen wir dort einen riesigen Felsen, der im Profil aussieht wie ein Walfisch. In dem Felsen ist ein Loch, welches das Auge darstellt. Alles ist winzig, doch sagt uns Aina, dass das Loch einen Durchmesser von 11 m hat. Kaum zu glauben.

Später geht es wieder abwärts durch schattigen Steineichenwald, teils schwierig auf Geröll, Richtung Küste und wir stoppen am Strand der Bucht Cala de Dejá. Wir machen eine kleine Pause, essen Proviant und trinken Kaffee in einem kleinen Restaurant neben der Bucht.

Danach geht es weiter auf einem herrlichen Weg entlang der Küste, dabei müssen wir einige Kletterpartien über und unter umgestürzten Bäumen oder um große Felsen herum bewältigen. Die Aussicht entschädigt aber gut!

Am Ende des Küstenweges geht es noch einmal kräftig auf Treppen ca. 300 Höhenmeter bergauf und darauf folgend langsam aber stetig auf Feldwegen und langgezogenen, schwierig zu gehenden Treppenstufen aus sehr grobem Geröll  weiter abwärts. Aina legt ein kräftiges Tempo vor und wir laufen die letzten Stunden sehr zügig. Trotzdem sind wir erst 19:00 Uhr am Bus in Sóller, die letzte Teilstrecke ist es schon richtig dämmrig. Geschafft steigen wir in den Bus und fahren zurück nach Estellencs, wo wir gegen 20:15 Uhr eintreffen. Wir essen zu abend, dann packen wir auch noch unsere Sachen, denn morgen verlassen wir Estellencs. Die nächsten drei Nächste verbringen wir im Kloster Lluc, weiter nördlich gelegen.

Insgesamt waren wir heute etwa 9,5 h inkl. Pausen (und inkl. Besichtigung Valldemossa) unterwegs, haben dabei ca. 22 km Strecke zurückgelegt und ca. 900 Höhenmeter aufwärts und ca. 1.200 Höhenmeter abwärts bewältigt.

 

Tramuntana 2011 - Tag 5

Sóller - Cúber-Stausee

In der Nacht tobt über uns ein heftiges Gewitter. Es blitzt und donnert und regnet sehr stark. Aber am frühen Morgen ist alles vorbei und der Tag beginnt mit gutem Wetter.

Wieder geht es mit dem Bus zurück an unseren gestrigen Zielpunkt, der heute unser Startpunkt ist. Wir laufen kurz durch das herbstlich wirkende morgendliche Sóller, wo die Geschäfte öffnen und die Laubbläser (ganz wie in Deutschland) auf den Straßen aktiv sind und Lärm und Gestank verbreiten. Ich kaufe noch etwas Käse und Wasser und gegen 10:00 Uhr geht es los, heraus aus der Stadt.

Von ca. 60m Höhe  wandern wird durch Straßen und Gassen zum nahen Dorf Biniaraix. Dort an einem Waschhaus vorbei und etwas weiter durch Straßen, dann beginnt kurze Zeit später unser Aufstieg durch die Schlucht von Biniaraix. Vorher können wir noch einen Blick auf unseren heutigen Gipfel, den Puig de l’Ofre, erhaschen, bis er wieder hinter anderen Felstürmen verschwindet. Wir sind mehrere Stunden lang auf Treppenserpentinen unterwegs, wieder lang gezogene Stufen aus sehr groben Geröllsteinen, das Gehen auf Dauer strengt sehr an. Wir machen zwei kleine Pausen, bis wir oben sind. Ab und zu blicken wir nach unten und sehen unter uns Sóller, die Küste und Teile des zurückgelegten Weges. Neben uns hoch aufragende Felswände, teils bunt gemustert. Auch sehen wir wieder viele Terrassen, die teilweise vor Hunderten von Jahren angelegt wurden.

Nach den Steintreppen geht es wesentlich einfacher weiter auf Waldwegen in Serpentinenform, eng zwar, aber viel weicherer Untergrund. Es kommt ein kalter Wind auf, sodass wir Jacken und andere wärmere Sachen anziehen, das erste Mal auf dieser Tour. Der Pfad schlängelt sich bis zum Gipfel, zum Glück oft bewaldet und dadurch schattig, sodass wir nicht zu sehr schwitzen müssen. Denn zwischenzeitlich lässt der Wind nach und die Sonne zeigt sich. Doch auf dem Gipfel in 1.093 m Höhe findet uns der Wind wieder und bläst kräftig. Wir finden aber eine windgeschützte Ecke und machen, nach bisher nur sehr kurzen Pausen, etwas länger Mittagspause, dabei auf das weite Land vor uns blicken. Wir sehen ganz Sóller, Port de Sóller und auf der anderen Seite Teile unseres bisher zurückgelegten Weges, in der Ferne auch den Berg S’Esclop.

Vom Gipfel geht es über Waldwege hinunter zum Cúber-Stausee auf 750 m, den wir schon vom Gipfel sahen, zusammen mit dem weiter unten gelegenen Stausee Gorg Blau. Es bleibt kühl und windig, kaum noch Sonne. Der Stausee hat sehr wenig Wasser, kaum 50% seiner maximalen Größe sind vorhanden. Wir wandern lange am Ufer entlang zum anderen Ende, wo unser Bus wartet. Am Grund des Stausees sind Begrenzungsmauern zu erkennen, Reste ehemaliger Bebauung und Bewirtschaftung. Aina erzählt uns, dass das früher Apfelplantagen waren. Unterwegs begegnen uns viele Schafe mit Lämmern, die durch die Landschaft streifen. Am Wegesrand versucht man, Steineichen aufzuforsten und hat die Bäume zwei Meter hoch mit Maschendraht geschützt vor dem Schaffraß. Steineichen wachsen sehr langsam, sodass es sicherlich noch eine Weile dauert, bis hier wieder richtiger Wald ist.

Ca. 17:00 Uhr sind wir am Bus und fahren 30 min. lang zum Kloster Lluc. Dort checken wir in unsere kleinen Pilgerzimmer ein, beziehen die Betten und richten uns ein. Hier gibt es keinen Zimmerservice. 19:30 Uhr gibt es Abendessen mit festem Programm, d.h. kein Buffet. Heute gibt es als Vorspeise die traditionelle Sopa Mallorquin, eine Art Kohleintopf. Meiner Meinung nach ist es eine Abwandlung von Szegediner Gulasch und schmeckt sehr gut. Als Hauptgang gibt es Fisch mit Paprika und Kartoffeln, als Nachtisch eine Art Flan. Alles sehr gut und reichlich, wir sind begeistert. Jeden Abend gibt es nach dem Essen einen speziellen Kräuterlikör (aufs Haus, eine große Flasche mit Zapfhahn steht auf dem Tisch), heute einen leckeren Anis-Kräuter-Likör. Der Speisesaal ist sehr stimmungsvoll und sogar geheizt. Nach ein paar Schwätzchen und einem Abendbier geht es ins Bett in die leider ungeheizten Zimmer. Wir sind schließlich in einem Kloster.

Insgesamt waren wir heute etwa 7 h inkl. Pausen unterwegs, haben dabei ca. 17 km Strecke zurückgelegt und ca. 1.100 Höhenmeter aufwärts und ca. 350 Höhenmeter abwärts bewältigt.

 

Tramuntana 2011 - Tag 6

Cúber-Stausee - Kloster Lluc

Unser heutiges Frühstücksbuffet schlägt nach meiner Meinung das in Estellencs klar. Es gibt zwar nicht so viel Auswahl, dafür aber selbstgemachten Joghurt und sogar Schwarzbrot! Von beidem probiere ich und bin begeistert. Danach kurz aufs Zimmer und die Sachen für die heutige Tour gepackt. Beim Befüllen meiner Trinkblase passiert mir ein Missgeschick und die gerade voll gefüllte Blase kippt ins Zimmer. So ist erst mal Wischen angesagt: Demütig rutsche ich auf Knien durch meine Zelle…

Wir kaufen noch im Klosterladen leckeres Baguette, Wurst, Käse, Äpfel und Tomaten. Dann geht es mit dem Bus los, zurück nach oben zum Cúber-Stausee. Von dort wandern wir auf Waldwegen und den bekannten Steinstufen hinauf zum Puig de Massanella (1.365 m hoch). Den Gipfel sahen wir schon gestern mit seiner charakteristischen Trapezform. Meist geht es recht flach und in Serpentinen aufwärts. Das letzte Stück ist jedoch eine kräftige Kraxelei zwischen Felsgestein des Gipfels. Viele große Felsen und Spalten dazwischen, wo unter anderem Rosmarin und Bergkamille wachsen. Geschafft sind wir gegen 14:30 Uhr am Gipfel, wo gutes Wetter herrscht, obwohl es zwischenzeitlich auch mal kalten Wind gab. Wir stehen auf dem zweithöchsten Berg Mallorcas und dem höchsten, den man besteigen kann. Auf dem höchsten Gipfel, dem Puig Major steht eine militärische Radarstation der NATO und deshalb ist der Berg Sperrgebiet. Wir sehen seinen Gipfel deutlich mit der kugelförmigen Radarkuppel, die dort oben wir ein Raumschiff steht.

Wir machen Gipfelpause und verzehren unseren Proviant, bis eine Gruppe Briten kommt, die uns freundlich und bestimmt mit „Auf Wiedersehen“ verabschiedet bzw. mehr oder weniger auffordert, nun mal Platz zu machen. Wir folgen dieser Aufforderung und steigen wieder ab Richtung Tal, erst Kraxelei, dann bequeme Waldwege. Auf dem Weg besichtigen wir noch ein Schneehaus, wo die Einheimischen Schnee sammelten, um diesen als Eis im Tal zu verkaufen. Davon sind auch nur noch Ruinen übrig, d.h. Unterstände und eine sehr tiefe Grube für den Schnee.

Der Rückweg zieht sich kräftig, aber schließlich sind wir gegen 17:45 Uhr zurück am Kloster Lluc. Auch hier ist es frisch geworden. Trotzdem trinken wir, draußen sitzend, noch Kaffee oder Bier und freuen uns schon auf das Abendessen. Leider habe ich vergessen, was es genau gab. Das Hauptgericht war glaube ich Tumbet, ein Gemüseauflauf mit Kartoffeln, Paprikaschoten, Tomaten, Zucchini, Zwiebeln und Auberginen. Es war jedenfalls wieder sehr lecker! Die Küche des Kloster Lluc ist weithin bekannt, weil sie so typisch mallorquinisch ist.

Insgesamt waren wir heute etwa 7,5 h inkl. Pausen unterwegs, haben dabei ca. 18 km Strecke zurückgelegt und ca. 700 Höhenmeter aufwärts und ca. 950 Höhenmeter abwärts bewältigt.

 

Tramuntana 2011 - Tag 7

Kloster Lluc - Pollença

Heute geht es auf unsere letzte Wanderung, direkt vom Kloster Lluc aus. Wir kaufen das letzte Mal Proviant ein für heute und laufen ca. 8:45 Uhr los. Vom Kloster aus geht es auf Waldwegen und Straßen aufwärts. Aina will einen neuen Weg ausprobieren, damit wir nicht so lange am Straßenrand entlang laufen müssen. Der Weg endet aber im Nichts, also zurück zur Straße.

Der Weg wird später sehr steil, an einer Stelle queren wir einen steilen Geröllhang. Immer wieder gibt es kleinere Klettereinlagen, zwei sogar mit installiertem Drahtseil gesichert und eine mit Trittstufen. Es ist aber wohl der kleinste Klettersteig der Welt, denn es sind nur drei Stufen. Weiter oben geht es wieder etwas flacher über Felsgestein nach oben. Auch heute verlässt uns das gute Wetter nicht und bald stehen wir auf unserem letzten Gipfel, dem Puig Tomir (1.104 m hoch). Wir sind dort um die Mittagszeit und machen länger Pause und bewundern die Aussicht von dort oben. Unter uns sehen wir die beiden großen Meeresbuchten von Pollença und Alcudia, die direkt nebeneinander liegen. Auf den benachbarten Landzungen viele schroffe Gipfel, dazwischen die Stadt Pollença und andere Ortschaften. Am Himmel sehen wir, wie schon in den vergangenen Tagen, zahlreiche Geier. Aina erklärt uns, dass das meist Mönchsgeier (riesig und schwarz) sind. Die Vögel kreisen in der Termik ohne Flügelschlag über uns, teilweise ganz nah, aber kaum mit einem Foto zu erwischen.

Nach der Pause geht es abwärts Richtung Pollença, teils sehr steil durch hohes Gras und Büsche, vorbei an einem Schneehaus. So gelangen wir schnell abwärts und finden uns am Rande von Pollença wieder, inmitten von Obstplantagen. Von dort geht es flach auf Asphalt bis in den Ort hinein, der Weg zieht sich lang hin und Aina legt ein ordentliches Tempo vor. Kurz vor dem Ort steigen wir noch einmal einen kurzen Anstieg hinauf auf den Kalvarienberg el Calvari und genießen von dort die Aussicht über den Ort. Hinter uns erblicken wir noch einmal unseren heutigen Berg im Sonnenlicht. In den Ort hinein laufen wir über 365 Stufen einer Prozessionstreppe, die unter anderem zu Ostern genutzt wird. Aina erklärt uns, dass Pollença momentan sehr begehrt ist und die Immobilienpreise sehr hoch sind. Wir können das verstehen, denn die Lage des Ortes ist phantastisch und es gefällt uns hier auch. Die Prominentendichte soll in diesem Ort jedenfalls relativ hoch sein. Auch Peter Maffay betreut hier ein Projekt für bedürftige Kinder.

Im Ort trinken wir Kaffee oder Bier in einem Cafe am Markt und warten auf unseren Bus. Den erreichen wir schließlich nach einem kurzen Marsch gegen 18:00 Uhr und fahren zurück zum Kloster Lluc. Dort packen wir unsere Sachen für die Heimfahrt und gehen 20:00 Uhr zum Abendessen, wo wir auch Aina herzlich für die perfekte Führung danken. Es gibt heute wieder eine typisch mallorquinische Suppe mit Zutaten ähnlich einer Paella. Danach gibt es Lamm mit Kartoffeln und Gemüse und als Nachtisch Mandelkuchen mit Mandeleiscreme (Gelat d'ametlla). Aina gibt noch Fotos herum von anderen Touren und von der heimischen Tierwelt, von der wir nur Bruchteile sahen.

Insgesamt waren wir heute über 8 h inkl. Pausen unterwegs, haben dabei ca. 21,5 km Strecke zurückgelegt und ca. 750 Höhenmeter aufwärts und ca. 1.100 Höhenmeter abwärts bewältigt.

 

Tramuntana 2011 - Tag 8

Reisetag Lluc - Palma de Mallorca - München - Fürth

Früh raus! 4:30 Uhr aufstehen, 5:00 Uhr Abfahrt Richtung Flughafen Palma de Mallorca mit dem Bus. Dort checken wir das Hauptgepäck ein und haben Zeit zum Kaffee trinken. Die Flüge nach Deutschland gehen pünktlich und vormittags oder mittags sind alle wieder in Deutschland. Ich lasse mich nach einem angenehmen Flug vom Airpark-Service abholen und fahre bei herrlichem Sonnenschein und 10°C mit dem Auto nach Hause. Gegen 14:00 Uhr bin ich wieder zuhause und genieße die Sonne und fange mit der Regenerierungsphase an, die ich nach dieser Tour dringend brauche.