Nepal 2006

Nepal begeistert. Nicht zuletzt die freundlichen Nepali, die vor allem im Bergland ein einfaches und auch entbehrungsreiches Leben führen, dabei aber (zum größten Teil jedenfalls) sehr zufrieden mit diesem Leben sind und es so genießen, wie es ist. So ist es meiner Meinung nach für jeden Deutschen sehr heilsam, dies einmal zu sehen, damit man den Alltag in Nepal mit seinen eigenen "Sorgen" vergleichen kann und sich dann fragen sollte, ob wir eigentlich tatsächlich Sorgen haben oder Grund zu meckern.

Die Gruppenreise mit 4 Personen wurde organisiert von Hauser Exkursionen (Deutschland) in Zusammenarbeit mit der örtlichen Hauser-Vertretung in Kathmandu und unserem sehr netten und hilfreichen Reiseleiter Santosh Acharya, der uns Nepal ein ganzes Stück näher brachte.

Übersichtskarte Nepal

Übersichtskarte Nepal

 

ashtamangals - Glückssymbole des Buddhismus

ashtamangals - Glückssymbole des Buddhismus

 

Weitere Infos zu Nepal sind hier zu finden:

 

Der endlose Knoten, das Ineinandergreifen von Klugheit und von Mitleid darstellend; stellt die gegenseitige Abhängigkeit der frommen Lehre und der weltlichen Angelegenheiten dar
Die Lotosblume, Reinheit des Körpers, Rede und Verstand darstellend
Das Sieges-Banner, den Sieg des Körpers, Rede und Geistes über Hindernisse darstellend. Es stellt auch den Sieg der buddhistischen Lehre über alle schädliche Kräfte dar
Das Rad des Gesetzes, Dieses Symbol wird allgemein von Tibetan Buddhists verwendet, in dem es manchmal auch ein inneres Rad des Gankyil miteinschließt, aber in Nepal wird das Rad des Gesetzes nicht in den acht glückverheißenden Symbolen benutzt. Anstelle wird ein Staubwedel mit einem silbernen Griff dargestellt, der in religiösen Zeremonien verwendet wird
Die Schatz-Vase oder Urne der Klugheit, Gesundheit, Langlebigkeit, Fülle, Wohlstand, Klugheit und das Phänomen des Raumes darstellend, der der Behälter und das Rohr von allem ist, das offenkundig oder wahrhaftig ist
Die goldenen Fische, den Zustand des furchtlosen Schwebens im immer währenden Zyklus des Seins, des Kreislaufs von Werden und Vergehen darstellend
Der heilige Sonnenschirm oder Regenschirm, der in der rituellen Funktion dem Baldachin oder der Überdachung ähnlich ist. Darstellen des Schutzes vor schädlichen Kräften, Krankheit; stellt die Überdachung oder das Firmament des Himmels und folglich der Ausdehnung des Raumes und des Äthers dar
Das rechts-drehende weiße Tritonshorn, den schönen, tiefen, wohlklingenden und durchdringenden Ton des Buddhadharma darstellend, entsprechend den unterschiedlichen Naturen, Neigungen und Hoffnungen der Jünger, die von seinem Klang aus dem tiefen Schlaf der Unwissenheit geweckt werden und sie drängt, eigenes Wohl und Wohlergehen für andere zu schaffen.
Om Mani Padme Hum

Om Mani Padme Hum

Was noch mehr in Nepal ins Auge fällt als diese Symbole, ist das Gebet "Om Mani Padme Hum". Es ist eine Anrufung Avalokiteshvaras (erleuchtetes Wesen des Mitgefühls) und reinigt den Geist von negativen Einflüssen und stärkt das Mitgefühl. Im übertragenen Sinne wünscht man mit diesem Gebet anderen Menschen/Wesen Gutes.

 

Nepal 2006 - Tag 1

Reisetag Fürth - Frankfurt - Doha

Mit dem Taxi geht es zum Fürther Hauptbahnhof, von dort 16:41 nach Nürnberg. Glücklicherweise ohne großen Aufenthalt von dort gleich 17:01 Uhr mit dem ICE direkt nach Frankfurt/Flughafen. Eigentlich soll der Flug 22:15 Uhr losgehen, los kommen wir jedoch erst 23:30 Uhr. Etwa 5,5 Stunden fliegen wir nach Doha in Qatar in einem Airbus A330-600 der Qatar Airways. Das Flugzeug ist sehr modern und mit Video-on-Demand am Platz, jedoch sehr eng bestuhlt. Ich schaue zu nächtlicher Stunde auch keine Filme, sondern döse vor mich hin. Zum Glück ist wenigstens der Platz neben mir frei.

Mit kräftigem Rückenwind sind wir schon gegen 7:30 Uhr Ortszeit in Doha, es scheint die Sonne und es ist lauwarm.

 

Nepal 2006 - Tag 2

Reisetag Doha - Kathmandu

9:00 Uhr geht es dann in einer anderen Maschine (Airbus A300-600) weiter nach Kathmandu, wo wir etwa 16:30 Uhr Ortszeit nach etwa 3,75 Stunden Flug eintreffen. Wieder haben wir viel Rückenwind und sind vor der Zeit da.

Unser in Deutschland schon vorbereitetes Visum mit Passbild kommt zum Einsatz, außerdem überreichen wir dazu US$ 30. Dann tauschen wir noch etwas Landeswährung, die Rupie. Der Kurs ist etwa 1:90, wir rechnen also alles durch 100, um zurecht zu kommen.

Ein Vertreter von Hauser erwartet uns schon am Ausgang und begrüßt uns auf deutsch. Im Schlepptau hat er windige Träger, vor denen er uns auch nicht warnt. Flugs luxen die Burschen mir völlig Unbedarftem Unmengen Trinkgeld ab. Das nächste Mal bin ich schlauer...

Wir fahren ins Hotel „Dwarika's“ in der Innenstadt über sehr belebte Straßen mit Linksverkehr (die Briten lassen grüßen. Der Weg ist aber nicht sehr lang. Unser Begleiter erzählt uns, dass heute wegen Straßenbauarbeiten die ganze Stadt von 10 bis 16 Uhr für Autos gesperrt war. Das sollte mal in Deutschland passieren... Fast wie in Deutschland sind die Straßen jedoch in einem recht guten Zustand. Für die angrenzenden Häuser trifft das nur zum Teil zu.

Im Hotel angekommen, staunen wir über den tollen Bau, die Einrichtung und kommen aus dem Staunen nicht heraus, als wir unsere palastartigen, riesigen Zimmer sehen. Das Bad z.B. in schwarzem Schiefer, mit Abschlusskanten aus rotem Ton und weißem deutschen Sanitär.

Am Abend gehen wir ins hoteleigene nepalesische Restaurant "Krishnarpan" und essen ein tolles 6-Gänge-Menü. Man sitzt dazu sehr tief an flachen Tischen und bekommt von der Bedienung eine Schürze umgebunden. Die Speisekarte ist wie alles Papier im Hotel aus handgeschöpften Bütten und personalisiert! Später dürfen wir die Karte auch mitnehmen. Zu jedem Gang erscheinen die Bedienungen in anderer Tracht und servieren das Essen in speziellem Geschirr, eine Variante ist z.B. aus Pflanzenblättern. Jeder Gang steht für eine Region Nepals, alles schmeckt aber sehr gut. Dazu gibt es permanent starken Reißschnaps aus kleinen unglasierten Tonschälchen, die die Bedienung aus ca. 1,50 Entfernung aus einer Kanne befüllt, ohne dabei einen Tropfen zu verschütten. So bald man ausgetrunken hat, kommt neuer. Merke: Nie ganz austrinken! Besonders gut schmeckt uns eine süßliche Kürbiscremesuppe mit viel Kardamom. Wir platzen fast und schaffen es nur mit Mühe, wieder aufzustehen und uns in unsere Zimmer zu schleppen. Zuvor erhalten wir noch als kleines Geschenk ein Glückssymbol in Form einer kleinen viereckigen Tonskulptur. Todmüde fallen wir nach unserem Reisetag gegen 22:30 Uhr ins Bett.

 

Nepal 2006 - Tag 3

Kathmandu und Kathmandu Durban Square

Nach dem Aufstehen schaue ich erstmal aus dem Fenster und sehe nun bei Tageslicht, das ich auf die Hinterhöfe von Kathmandu schaue. Das Leben spielt sich hier viel auf den Balkonen ab, sodass diese sehr interessant aussehen. Wie auch in Europa sind in Kathmandu Topfpflanzen unheimlich stark verbreitet.

Nach einem tollen Frühstück mit allem, was das Herz begehrt brechen wir gegen 11:00 Uhr mit einem Taxi in Richtung Innenstadt auf. Wir müssen heute für unsere Unerfahrenheit weiterhin bluten und zahlen (rückblickend) utopische Preise für das Taxi. Aber unser Taxifahrer ist im Gegenzug auch sehr nett und erklärt uns auf dem Weg zum Durban Square von Kathmandu viel. Der Durban Square ist ein Tempelbezirk im Stadtzentrum, von dem es mehrere in Kathmandu und auch in der Umgebung gibt.

Wir besichtigen einige Tempel und den Königspalast, in welchem wir auch einen hohen Turm besteigen und uns dort einen kleinen Überblick verschaffen können. Der Königspalast ist ein großes Museum und auch ein begehbares Fotoalbum über die letzte Königsfamilie. Es ist praktisch alles ausgestellt, was den König betrifft, d.h. offizielle Dinge und auch Einzelheiten aus dem Privatleben. So sieht man seinen Schreibtisch, sein Fahrrad, aber auch Fotos von Staatsempfängen. Die Königsfamilie wurde vor einigen Jahren vom Bruder des Königs ermordet, seitdem ist Schluss mit der Monarchie.

Dann laufen wir über endlose Märkte, wobei man Kathmandu eigentlich als einen einzigen Markt bezeichnen kann. Nur die Abstände zwischen den einzelnen Ständen variiert lokal. Nachträglich müssen wir noch Eintritt für den Durban Square bezahlen, nachdem uns eine Polizeistreife nach unserem Ticket fragt.

Fotos mit sogenannten „heiligen Männern“ kosten vergleichsweise viel Geld, aber wir zahlen es angesichts der skurrilen Gestalten, die uns dort als solche begegnen. Diese Gestalten sind eigentlich gar keine Heiligen, sondern mehr oder weniger Bettler, die sich eine etwas originellere und cleverere Tour einfielen ließen.

Am Nachmittag trinken wir nepalesischen Gewürztee, genannt "Masala Tea" (wir erfahren später, dass das eine reine Erfindung für Touristen ist und der Nepalese eigentlich nur Schwarztee trinkt) und essen dazu Karottenkuchen, den wir sicherlich auch eher den britischen Kolonialisten zu verdanken haben, jedoch im Hinblick darauf überraschend gut schmeckt. Dazu sitzen wir in einem Dachterrassencafe, oberhalb des ständig präsenten Smogs in den Straßen und genießen die Aussicht. Man schaut über die Stadt und auch auf andere Dächer, die ganz ins Leben integriert sind. Fernab auf einem Hügel sehen wir einen anderen Tempelkomplex und nehmen uns vor, den später noch zu besichtigen. Wir werden das aber nie schaffen...

Am Nachmittag suchen wir in der Rush-Hour einige Zeit nach einem Taxi, finden aber eines und lassen uns wieder ins Hotel fahren. Unsere wachsende Erfahrung beschert uns ständig sinkende Taxi-Preise!

Wir essen abends auswärts, weil uns der Barkeeper in der Hotelbar während unseres Abendbiers einen Tipp gibt, wo man schön essen kann. Wir fahren wieder mit dem Taxi und werden erst unters Dach geführt. Dort setzen wir uns an flache Tische, essen Snacks, trinken Reisschnaps und schauen ein paar netten Tänzerinnen zu, die ziemlich unbegabt, aber sehr amüsant, folkloristische Tänze aufführen. Nach dem Ende der Vorführung gehen wir eine Etage tiefer zum richtigen Essen. Vorher erleben wir eine Gruppe Chinesen, die die Tänzerinnen zu vielen Fotos zwingen und eigentlich auch nur deswegen dort waren.

Wir essen ein sehr ähnliches Menü wie gestern, nur dass es noch mehr Reisschnaps dazu gibt. Wir zahlen etwa 1.100 Rupien pro Person, was für uns sehr preiswert, jedoch für die lokalen Verhältnisse sehr viel ist.

Mitten beim Essen ruft das Hotel an und erkundigt sich in rührender Sorge um uns, ob wir gut angekommen sind und alles recht ist. Nach dem Essen fahren wir durch ein praktisch menschen- und autoleeres Kathmandu, denn Nachtleben gibt es hier praktisch nicht.

 

Nepal 2006 - Tag 4

Stupa Boudhanath

Wieder ein tolles Frühstück, am besten finde ich den Karottenkuchen und das vielfältige Müsli, dazu hausgemachten Naturjoghurt mit viel Zimt. Aber es gibt auch deftige Sachen, frisch gemacht von einem Buffetkoch oder eben aus der Warmhaltepfanne. Wir trinken täglich Gewürztee, weil der uns servierte Kaffee nicht so gut schmeckte.

Gegen 11:00 Uhr geht es los, diesmal kein Taxi. Wir wandern heute zur größten Stupa der Welt am Stadtrand von Kathmandu, Boudhanath. Diese Stupa ist übrigens Teil des Weltkulturerbe der UNESCO. Nach kurzem Kartenstudium sind wir sicher, dass wir den Weg finden werden. Auf dem Weg sehen wir das Stadtleben hautnah, wieder viele Händler, frei laufende Kühe (die hier ja heilig sind und praktisch Narrenfreiheit genießen) und viele Tempel, in die teilweise nur Hindus hinein dürfen. Teilweise bilden diese Tempel dann riesige Komplexe, quasi eine Stadt in sich.

Wir wandern teilweise durch ärmliche Gegenden, wobei immer wieder auffällt, dass zwischen den heruntergekommenen Häusern immer wieder wahre Prachtbauten auftauchen, ganz neu und sehr modern wirkend. Direkt daneben wieder verfallene Häuser, an denen nicht mehr viel ganz ist.

Unser Weg führt uns streckenweise an einem Fluss mit sehr dreckigem Wasser vorbei, der heute noch eine wichtige Rolle spielen soll.

Nach ca. 45 Minuten erreichen wir die Stupa in Boudhanath, ganz oben sieht man die „all seeing eyes“ von Bhudda. Das gewölbte Dach ist in großen Teilen begehbar, rundum an den Außenwänden sind Hunderte Gebetsmühlen in allen Größen. Die Stupa kann man nicht von innen betrachten, wobei ich bis heute nicht weiß, was im Innern des doch recht großen Baues ist. Rund um die zentral angeordnete Stupa sind viele Läden und kleinere Tempel. Auf einer Dachterrasse essen wir etwas und genießen die Aussicht. Ich kaufe Ansichtskarten. Außerdem staunen wir über die Händler die Outdoor-Equipment verkaufen, wobei peinlich darauf geachtet wird, dass die Plagiat-Quote nie unter 100% sinkt. Wir sehen z.B. Hunderte Daunenjacken von THE NORTH FACE®, natürlich mit 100% Polyesterfüllung für sagenhafte 1.250 Rupien (kleine Größen 750 Rupien). Das sind umgerechnet etwa 14 bzw. 8 Euro! Gleichzeitig schimpfen diese Händler auf die ihrer Meinung nach unverschämt teuren Originalprodukte. Witzig dabei ist, dass bei der Marke THE NORTH FACE® das Logo (beim Original als auch beim Plagiat) meist aufgestickt ist. Die Stickereien werden in China angefertigt, wobei dies oft in Spiegelschrift erfolgt. Und da ja der gemeine Chinese selten lateinische Buchstaben kennt, sehen wir desöfteren Stickereien, die eben stattdessen "THE HORTN FACE" (von uns scherzhaft als "The Horse Face" verballhornt). Die oft präsente Polizei stört sich an diesen Händlern nicht, zu normal ist dies hier in Nepal.

Auf unserem Rückweg wählen wir eine andere Strecke und laufen auf der Rückseite eines großen Tempelkomplexes namens "Pashupati Nath" entlang, den wir auf dem Hinweg von vorn sahen. Auf dieser Rückseite fließt wieder der Fluss entlang und an dessen Ufer sind sehr viele große Steinpodeste angeordnet, an denen die Toten öffentlich verbrannt werden. Auf dieser Seite des Tempels sind wir die einzigen Touristen. Außer uns nur sehr viele Affen und viele Nepali. Wir schauen mit ihnen den Verbrennungen zu, die auf verschiedenen Podesten verschiedene Stadien erreicht haben. Während auf einem Podest die Reste in den Fluss gekehrt werden, wird auf einem anderen Podest eine Verbrennung vorbereitet. Alles läuft sehr pragmatisch ab, wenig feierlich. Das handwerkliche Treiben des Aufschichtens und Feuerhütens steht eindeutig im Vordergrund. Insbesondere die Holz-Reste im Fluss werden ohne Verzögerung sofort wieder herausgefischt und als Brennholz wiederverwendet. Unter einem der Podeste steht ein Mann mit einem sehr langen harken- oder schaufelartigen Werkzeug und sucht den Grund des Flusses ab, um evtl. wertvolle Überreste der Toten zu bergen.

Wir sind beeindruckt und gehen ins Hotel zurück. In der Bar loben wir den Barkeeper für seinen Restaurant-Tipp und trinken unser Abendbier. Wir riechen etwas rauchig von unseren Erlebnissen und duschen vor dem Abendessen. Diesmal essen wir ganz normale Sachen im Hotel, die aber auch exzellent sind. Wir gehen früh ins Bett. Nachts werde ich immer wieder wach, weil auf dem Dach (wir wohnen im Dachgeschoss) immer wieder hordenweise Affen umhertollen.

 

Nepal 2006 - Tag 5

Patan und Patan Durban Square

Nach dem Frühstück geht es heute mit dem Taxi nach Patan, einem südlichen Vorort oder Stadtteil von Kathmandu. Patan hat auch einen Durban Square, also einen Tempelbezirk. Wir fahren mit dem Taxi eine Weile die gut ausgebaute Ringautobahn von Kathmandu und dann noch eine Strecke durch enge Straßen.

Patan ist viel ruhiger und sauberer als Kathmandu, alles ist etwas gepflegter. Gleich zu Anfang sehen wir einen von Österreich frisch restaurierten Tempel, im Inneren gibt es nicht nur ein tolles Museum, sondern auch ein kleines Restaurant.

Wir schlendern durch die Gassen und Straßen, ich kaufe u.a. Glückwunschkarten aus handgemachtem Papier mit eingewebten Blüten und Blättern vom Künstler selbst. Dann kehren wir in das Tempel-Restaurant zurück, ich esse zum Nachtisch Orangeneis, welches in einer ausgehöhlten Orange serviert wird, genannt „Orange Bomb“.

Auf dem Rückweg geraten wir in einen dicken Stau auf der Ringautobahn, weil gerade ein paar Maoisten demonstrieren. Es gibt einen nationalen Streit über die weitere Strategie. Soll man sich nach außen hin öffnen (wie die Maoisten fordern) oder sich eher verschließen und die alten Werte hochhalten? Der Stau ist das Chaos pur, auf der eigentlich in einer Richtung zweispurigen Fahrbahn entstehen gern vier oder mehr Spuren, weil jeder denkt, dass er so schneller vorankommt. Dabei wird jeder sich bietende Freiraum genutzt und es herrscht eisernes Verdrängungsprinzip.

Abends zurück im Hotel essen wir noch etwas und gehen früh ins Bett.

 

Nepal 2006 - Tag 6

Bhaktapur

Heute fahren wir gegen 11:00 Uhr mit dem Taxi nach Bhaktapur, etwas östlich von Kathmandu. Auch Bhaktapur gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO. Wir fahren etwas länger durch starken Verkehr. Heute ist Samstag, in Nepal ist das der „Sonntag“. Viele Ausflügler sind unterwegs, ganz wie in Europa. Nur, dass in Nepal überdurchschnittlich viele Leute Motorrad oder Moped fahren, weil Autos einfach zu teuer sind und man mit zwei Rädern in einem typisch nepalesischen Verkehrsgewühl bessere Chancen hat.

Unser Taxifahrer will sich unbedingt unsere Rücktour sichern und weigert sich, unser Geld nur für die Hintour anzunehmen. Wir vereinbaren einen Treffpunkt und –zeit mit ihm und sind gespannt, ob das wohl klappt.

Wir schlendern durch die Stadt, in welcher sich die Zahl der Wohnhäuser und der Tempel gut die Waage halten. Man sieht hier überdeutlich, dass in Nepal das gesamte Leben religiös ausgerichtet ist. Erst kommt die Religion und ganz viel später kommt alles andere. Man arbeitet nur, um über die Runden zu kommen. Entscheidend ist jedoch die vom Hinduismus und Bhuddismus gepredigte Wiedergeburt. Jeder richtet sein Leben darauf aus, spätere Leben gut vorzubereiten. Das jetzige Leben ist weniger wichtig, als die vielen Leben, die noch kommen und besser sein sollen, als das Jetzige.

In Bhaktapur gibt es jedoch auch viele Geschäfte, Garküchen und Werkstätten. Ein toller Einblick in das tägliche Leben, was vor einem abläuft. Ich erstehe eine CD mit tibetanischer Mönchsmusik, die hier in jedem zweiten Laden läuft. „Om Man Padme Hum“ ist der einzige Text.

Wir essen etwas in einem Tempelcafe auf einer Außenterrasse, von der man einen prima Blick auf die umliegenden Tempel hat. Plötzlich wird vor dem benachbarten Tempel ein Büffelkalb vorgeführt. Im nächsten Moment werfen sich zwei Männer so dagegen, dass es zur Seite fällt. Gleich entsteht eine Menschenmenge drumherum und wir sehen nur noch bruchstückenhaft, wie in Minutenschnelle das Kalb vor dem Tempel geopfert, d.h. enthauptet wird. Wenige Augenblicke später wird der Kadaver in das Tempelinnere geschleppt, um dort verspeist zu werden, wie uns der Cafe-Wirt erzählt. Pragmatismus wird auch hier groß geschrieben. Warum nur einfach opfern, wenn man daraus auch ein Festmahl machen kann?

An dem Tempel ist an der Außenwand ein Altar, vor dem die Opferprozedur stattfand. Der Altar wird als Zeichen des Opferns mit dem Blut bespritzt. Wir sind erstaunt über dieses überraschende Erlebnis und haben sicherlich die ganze Sache nur halb verstanden.

Am Nachmittag schlendern wir zurück zum Taxistand und treffen überraschenderweise auch unser Taxi wieder, welches uns wie geplant wieder zum Hotel bringt.

Erst heute abend beginnt unsere eigentliche Hauser-Reise und wir warten im Hotel auf unseren Reiseleiter für die restliche Zeit in Nepal und auf den Rest der Gruppe.

Wir erfahren dabei auch das Programm für morgen und beginnen in unseren Zimmern mit dem Packen für 6 Tage Trekking im Himalaya. Unser restliches Gepäck können wir im Hotel lassen. Morgen ist frühes Aufstehen angesagt, weil unser Flug (wenn er planmäßig geht) schon gegen 6:45 Uhr Richtung Lukla im Everestgebiet startet.

 

Nepal 2006 - Tag 7

Reisetag Kathmandu - Lukla, Wanderung nach Phakding

Ganz früh aufstehen und ausgerechnet heute gibt es kein warmes Wasser in unserem Nobelhotel... Die kalte Dusche erleichtert das Wachwerden.

Dann ein kurzes Frühstück, die Hotelmannschaft macht uns noch je ein Päckchen zum Mitnehmen.

In dichtem Nebel fahren wir die kurze Strecke zum Flughafen in einem Kleinbus. Durch diesen Nebel verpassen unsere Fahrer die richtige Einfahrt zum Flughafen und landen erst auf einem anderen Parkplatz. Sie lachen sich darüber tot und wieder mal sehen wir, was für ein lustiges Völkchen die Nepali sind. Denn gelacht wird sehr oft.

Wegen des Nebels verschieben sich alle Flüge um mehrere Stunden. Wir warten in der eiskalten Abflughalle, nachdem wir einen witzigen Security-Check absolvierten. Man wurde gefragt(!), ob man ein Messer hat.

Gegen 10:30 Uhr (anstatt 6:45 Uhr) heben wir mit einer Twin Otter DHC 6 von Yeti Airlines in Richtung Lukla ab, die voll besetzt ist. Kurz hintereinander starten 3 Maschinen Richtung Lukla, der Anstand beträgt gerade einmal 1 Minute. Es war ein Betrieb wie auf einem Flugzeugträger. Der Flug ist erst ruhig, dann etwas ruckelig. Mir wird etwas schlecht, aber es geht.

Kurz vor Ende des Fluges sackt die Maschine herunter wie ein Stein, von meinem Platz unter den Tragflächen kann ich sehen, dass die Landeklappen praktisch 90° angewinkelt sind, mehr geht nicht. Wir fliegen in einem extrem steilen Winkel auf die Piste zu, im letzten Moment reißt der Pilot die Maschine nach oben, wir bremsen stark ab und stehen nach wenigen Sekunden. Die Piste ist nur wenige Hundert Meter lang und geht bergauf. Am Ende der Piste ist rechts daneben das Rollfeld mit dem Flughafengebäude. Wir steigen aus, ruckzuck wird das Gepäck entladen. Hinter uns rauschen die anderen Maschinen herein. Wie wir erfahren, ist der Asphalt der Piste noch recht neu, erst seit etwa 1999 gibt es den. Vorher musste man wohl bereits in Kathmandu beim Zoll sein Testament mit abgeben...

Wir steigen kurz in einem Hotel ab, trinken 3 Liter Masala-Tee und treffen dort auch unseren Bergführer und unsere Träger für die nächsten Tage. Wir wandern von Lukla aus in Richtung Berge, immer in einem Tal, in welchem der Milchfluss „Dudh Kosi“ neben uns fließt. Die Temperaturen sind hier schon ganz anders als in Kathmandu. Wir haben zwar schönes Wetter, aber es ist doch recht frisch. Immerhin sind wir schon auf knapp 3000 Meter Höhe.

Auf dem Weg sehen wir oft Felsen, die über und über mit Schriftzeichen bedeckt sind, die dabei nicht nur aufgemalt, sondern auch als Relief eingearbeitet sind. Die Zeichen wiederholen immer und immer wieder die selben Worte Om Mani Padme Hum und sind ein Gebet, welches für die vier Elemente steht. Diese Felsen werden wir ab jetzt täglich sehen. Man umgeht sie immer im Uhrzeigersinn, was von unseren Bergführern genau kontrolliert wird. Wenn man irrtümlich falsch an den Felsen vorbeigehen will, wird man flugs zurückgepfiffen. Aber immer freundlich und nie als Befehl. Oft sehen wir auch kleine Häuschen, in deren Inneren und/oder in Nischen an den Außenwänden Gebetsmühlen aller Größen angeordnet sind. Auch auf diesen Gebetsmühlen immer wieder das Gebet Om Mani Padme Hum. Man dreht die Gebetsmühlen mit der Hand, natürlich im Uhrzeigersinn. Das Gebet soll dann vom Wind weggetragen werden und Gutes bewirken. An den großen Gebetsmühlen ist oft eine kleine Glocke, die bei jeder Umdrehung läutet. Dies funktioniert allerdings nur ab einer bestimmten Geschwindigkeit, sodass man sich beim Drehen manchmal ganz schön ins Zeug legen muss. Mit Bedächtigkeit oder Feierlichkeit beim Drehen kommt man hier also nicht immer weiter.

Nach 3,5 Stunden kommen wir an die Farakpa Valley Lodge, in der wir Suppe und Tee genießen. Wir beziehen unsere Zimmer in dem massiven Steinbau, der sehr neu und gepflegt wirkt. Das Tal ist aber sehr tief und steil, sodass die Sonne hier immer nur sehr kurz scheint und es bald dunkel wird. Zuvor machen wir noch einen kleinen Spaziergang ins nächste Dorf namens Phakding, bevor wir unser Abendessen bekommen. Wir sind die einzigen Gäste im Hotel, sodass nur für uns gekocht und auch geheizt wird. Es wird aber nur sehr langsam warm, obwohl wir uns eng um den Kanonenofen scharen. Während des Abendessens fällt mehrmals der Strom aus, was uns nicht weiter verwundert. Auf unserem Weg sahen wir das Stromkabel sich neben uns auf dem Weg entlangschlängeln, nur wenig mit Erde bedeckt und gerade mal so dick, wie in Deutschland eine Verkabelung in einer Wohnung.

Nach dem Abendessen sitzen wir noch am warmen Ofen und unser netter Reiseleiter erläutert uns crash-kurs-artig den Hinduismus und Buddhismus. Die Grundzüge davon sollte man in Nepal schon beherrschen, ansonsten ist man zwar nicht gerade verloren, aber man tut sich einfach leichter.

Wir gehen aber dennoch recht früh ins Bett, wo uns Wärmflaschen und Heizdecken davon ablenken, dass es doch recht kalt ist.

 

Nepal 2006 - Tag 8

Wanderung nach Namche Bazar

Wir stehen 6:30 Uhr auf und dürfen sogar heiß duschen! Die hatten wir abends vorbestellt und so klappte das perfekt. Man muss sich nur schnell genug abtrocknen, denn der Rest des Hotels ist eisig!

Nach einem reichhaltigen Frühstück und wie immer viel Masala-Tee brechen wir in Richtung Namche Bazar auf. Heute ist unsere erste große Wanderung, bei der wir einen relativ langen Weg und gleichzeitig relativ viele Höhenmeter (etwa 800) zu bewältigen haben.

Immer weiter entlang des türkisgrünen Milchflusses geht es, unter anderem über viele Hängebrücken aus Stahlseilen und Aluminium-Trittbrettern, teilweise erbaut von der Schweizerischen Hilfsgemeinschaft Helvetas (Website für Nepal). Es geht durch nette Dörfchen mit netten Leuten, die ein sichtbar schweres Leben führen, damit aber offensichtlich hoch zufrieden sind.

Nachdem uns gestern schon viele Träger begegneten und darunter einige die zu viert große Abwasserrohre schleppten, kommen wir heute durch das Dorf, in welchem diese Rohre verlegt werden. Die gesamte Dorfstraße ist aufgerissen und es wird erstmalig eine vergleichsweise moderne Kanalisation verlegt. Die Rohre sind offensichtlich sehr schwer, sind etwa 4 Meter lang und haben etwa 30 cm Durchmesser. Die Wanddicke ist mit ca. 3 cm doch recht hoch.

Mittag essen wir auf einer herrlichen sonnigen Terrasse mit schönem Ausblick. Außer uns sind nur wenige Wanderer zu dieser Jahreszeit unterwegs, meist Deutsche, aber auch Briten und Kanadier.

Weiter geht es steil bergauf. Sonne und Schatten wechseln sich schnell ab. In der Sonne ist es recht warm: aufknöpfen, ausziehen. Im Schatten ist es sehr kalt: anziehen, zuknöpfen. Man ist also ständig beschäftigt, nicht zu vergessen das Trinken und Essen. Wir haben perfektes Wetter und ebensolche Sicht, bald sehen wir auch den Mt. Everest (tibetisch: Chomolungma, nepalesisch: Sagarmatha) das erste Mal und schießen gleich einige Fotos, die aber nicht so einfach sind wegen der großen Helligkeitsunterschiede.

Auf unserem Weg ist plötzlich eine Hängebrücke wegen Bauarbeiten an der Brücke gesperrt, es hat sich schon ein Stau aus Wanderern gebildet. Man ist dabei die Holzbeplankung gegen neue Aluminium-Paneele auszutauschen. Plötzlich geht es weiter, ohne dass die Bauarbeiten beendet sind. Wir gehen auf die Brücke, in der Mitte gähnt ein Loch im Bodenbelag. Darüber steht ein Bauarbeiter mit gespreizten Beinen und hilft uns darüber, unter uns gähnen ca. 50 Meter Abgrund. Glücklich schaffen wir es und sich froh darüber. Weiter geht es auf vielen Treppen und anderen sehr steilen Wegen aufwärts.

Bald darauf sehen wir auch schon Namche Bazar, einem recht großen Ort an einem Felshang. Terrassenartig ist der Hang bearbeitet und Häuser gebaut. Die Häuser sind sämtlichst aus Stein, der so ähnlich aussieht wie Granit. Es ist aber etwas anderes, relativ weich und brüchig.

Am Ortseingang denken wir schon, dass wir es geschafft habe, doch vor uns liegen noch zahllose steile Treppen, die uns heute den Rest geben. Die Höhe und der lange Weg heute verlangen uns alles ab, bevor wir in unserem Hotel ankommen. Das Hotel ist sehr schön, wir beziehen unsere Zimmer und hören, dass es wohl Probleme mit dem heißen Wasser gibt, welches mit Solarenergie beheizt wird.

Am Abend trinken wir wieder viel Tee, essen sehr gute süß-saure Tomatensuppe und Yak-Steak. Im Gegensatz zu den Rindern, sind Yaks nicht heilig und dürfen gegessen werden. Zum Nachtisch gibt es Apfelstrudel! Währenddessen sehen wir durch das Fenster die Wolken aus dem Tal zu uns nach oben ziehen. Wir gehen schon vor 20:00 Uhr ins Bett, die Zimmer sind sehr kalt und vor allem sehr feucht. Zum Glück haben wir alle sehr gute Schlafsäcke und bekommen wieder herrliche Wärmflaschen!

 

Nepal 2006 - Tag 9

Wanderung zu Everest View Hotel, Khunde, Khumjung

Heute stehen wir erst 8:00 Uhr auf, weil wir heute, so die Ankündigung, nur eine kleine Runde drehen. Zum Frühstück gibt es Porridge und Toast. Vorher bekamen wir als Dusch-Ersatz beim Wecken eine Schüssel heißes Wasser ans Zimmer gebracht, wofür wir recht dankbar sind. An den Fenstern wachsen innen Eisblumen, was zeigt, wie kalt es nachts ist und wie feucht die Zimmer sind. Die Wärmflaschen sind kalt und das Wasser in der Schüssel kühlt in atemberaubender Geschwindigkeit ab.

Gegen 9:00 Uhr geht es los, erst über Treppen im Ort aufwärts zum Militärposten von Namche Bazar. Dies ist der letzte Posten vor der chinesischen Grenze, die etwa in 15 Kilometer Entfernung liegt. Schließlich steht der Mt. Everest genau auf der nepalesisch-chinesischen Grenze. Neben dem Militärposten ist ein hervorragender Aussichtspunkt auf das umliegende Bergpanorama. Da wir phantastisches Wetter haben, machen wir viele Fotos und erfreuen uns an dem tollen Ausblick. Wir sind jetzt fast 4.000 Meter hoch und immer noch stehen vor uns Bergriesen, die nochmal mehr als 4.000 Meter höher sind.

Es geht weiter in Richtung Berge einen schmalen, Schlängelpfad sehr steil bergauf. Wir gehen extrem langsam und machen alle 5 Minuten Rast. Die Höhe schlägt erbarmungslos zu, wir sind ja kaum akklimatisiert. Oben ist eine kleine Hütte, bei der wir kurz Rast machen und wie immer viel trinken. Dann geht es etwas flacher weiter zum berühmten Everest View Hotel. Auch dieses Hotel ist praktisch völlig leer zu dieser Jahreszeit. Wir nutzen die Terrasse für tolle Blicke und trinken Tee. Die Stellen des Körpers, auf die die Sonne scheint, werden dabei schön warm. Jedoch sind die der Sonne abgewandten Teile im Gegensatz dazu sehr kalt. Also lieber nichts ausziehen, sondern warm eingepackt sitzen.

Auf dem Weg sehen wir große Rhododendron-Büsche, die schon erste Knospen haben. Wir wundern uns, wie diese Pflanzen die sehr raue Witterung hier aushalten.

Dann geht es wieder etwas abwärts zum Dorf Khumjung. Es ist recht groß und hat etwa 1.000 Einwohner. Hier essen wir zu Mittag, was extra für uns zubereitet wird. Entsprechend lange warten wir im wie so oft unbeheizten Gastraum und vertreiben uns die Zeit mit Schwatzen und Teetrinken. Unser Reiseleiter erzählt uns viel über Nepal, vor allem die alltäglichen Dinge interessieren uns sehr und er gibt bereitwillig Auskunft.

Nach der leckeren Gemüsesuppe geht es weiter nach Khunde, dem Nachbarort, wo das Hillary Hospital steht. Von der Stiftung "Sir Edmund Hillary Foundation" des berühmten Everest-Bezwingers und von Spenden geführt, bildet es medizinische Fachkräfte aus. Besonders ist es natürlich auf die Höhenkrankheit spezialisiert. Wir finden als Ausbildungsmaterials große Stoffbahnen, etwa wie Bettlaken, die bunt mit Bildern bemalt sind, die medizinisches Basiswissen vermitteln. Sie dienen quasi als Tafeln und können auch von Analphabeten verstanden werden. Wir spenden brav und wandern weiter zurück nach Namche Bazar.

Langsam sehen wir wieder die Wolken aus dem Tal nach oben zu uns steigen, ein tolles Schauspiel. So beeilen wir uns mit dem Abstieg zum Ort und sehen unter anderem eine verlassene Flugzeugpiste von Namche. Die Piste ist noch abenteuerlicher als in Lukla und wegen der noch ungünstigeren Lage nur selten anzufliegen gewesen.

Das frühe Abendessen ist wie immer sehr lecker und reichhaltig, es gibt Reis, Gemüse, Suppe und wieder Kuchen. Die dünne grüne Linsensuppe Dal benutzt man als Soße für den Reis. Man sollte sich hierbei immer vor Augen halten, dass alles, was man hier zu sich nimmt, benutzt, verbraucht auf den Rücken von Trägern hierher gekommen ist. Nur wenige Dinge werden entweder hier direkt angebaut (Kartoffeln, Mangold) oder (noch seltener) mit dem Hubschrauber transportiert.

Schon kurz nach 19:00 Uhr warten wir sehnsüchtig auf unsere Wärmflaschen und gehen ca. 19:30 Uhr ins Bett. Wir sind sehr zufrieden, aber körperlich total erledigt.

Panorama am Mt. Everest

Panorama am Mt. Everest

 

 

Nepal 2006 - Tag 10

Wanderung nach Thamu

Heute stehen wir schon 6:30 Uhr auf, schütten heißes Wasser aus der Schüssel über uns und wenig später das warme Porridge in uns hinein und legen noch ein bisschen Toast oben drauf.

Dann geht es entlang des Milchflusses, der ganz tief unter uns rauscht, Richtung Thame. Zumindest das Ziel des über 4.000 Meter hohen Ortes mit einem Wasserwerk und einem Kloster nehmen wir uns vor, ohne zu wissen, ob wir das schaffen.

Kurz hinter Namche kommen wir an einem Steinbruch vorbei, in welchem wir Arbeiter wie im Mittelalter in tiefen Erdlöchern schuften sehen. Aus diesen Steinen werden hier alle Häuser gebaut, die Arbeit geht also nicht so schnell aus. Wir sind voller Bewunderung und Staunen. Unser Reiseleiter versucht, die Situation etwas aufzuklären und macht uns klar, dass ein solcher Job in dieser Gegend immer noch tausend mal mehr wert ist als gar keiner.

Es geht weiter auf schönen Wegen, wir sehen Gemsen und Fasane und auch immer wieder Yaks. Yaks sind sehr teuer und werden nur selten als Tragetiere verwendet. Ein Yak kostet etwa so viel wie ein Kleinwagen!

Das Wetter ist wieder absolut phantastisch, wir haben tolle Sicht rundum. Jedoch ist es ohne Sonne nur knapp über 0° C. In einem kleinen Dorf trinken wir Tee und ordern schonmal das Mittagessen für den Rückweg. Die Wirtin geht auch gleich hinters Haus und erntet frischen Mangold für die spätere Gemüsesuppe. Dazu gibt es Fladenbrot und heiße Zitrone aus Sirup.

Wir wandern etwas weiter zu einem Nonnenkloster, bei dem gerade ein großer neuer Bau als Bet-Raum entsteht. Ein massiver Steinbau, teilweise sogar mit Beton gegossen. Seit vier Jahren wird gebaut und nur mit Spenden finanziert.

Eine Nonne begrüßt uns sehr herzlich und serviert uns nach kurzer Zeit Butter-Tee aus einer Thermoskanne. Butter-Tee ist aufgelöste Yak-Butter in heißem Wasser, leicht gesalzen. Das ist für die Einheimischen eine wichtige Energiequelle, für uns ist die Sache eher sehr gewöhnungsbedürftig und stellt insbesondere unsere Verdauung vor ungeahnte Probleme. Anfangs machen wir auch den Fehler und trinken schnell aus, so lange der Tee noch heiß ist (denn lauwarm ist es weit schlimmer). Doch es wird schnell nachgeschenkt...

Wir spenden noch etwas und bekommen zum Abschied lange, weiße Schals geschenkt. Diese Schals sind hier Tradition zum Abschied und sollen Glück bringen. Die Nonne verspricht außerdem, morgen für uns zu beten. Das können wir immer gut brauchen. Auf dem Rückweg zum vorbestellten Mittagessen treffen wir andere Nonnen, die von Wanderern (und auch Einheimischen) weggeworfenen Müll aufzusammeln.

Zurück im Restaurant treffen wir eine andere Hauser-Gruppe, die heute noch viel weiter will und sind skeptisch. Denn das Wetter scheint schlechter zu werden und erfahrungsgemäß geht das in den Bergen immer schneller als man anfangs denkt.

Wir schaffen es dadurch heute natürlich nicht bis nach Thame und treten dick eingepackt den Rückweg an, denn es beginnt schon kälter zu werden. Die Sonne ist weg und so ist es immer noch um die 0° C.

Gegen 14:00 Uhr sind wir wieder in Namche, inzwischen ist es richtig neblig. Wir schlendern noch durch die kleinen Geschäfte, in denen es wie in Kathmandu Plagiate aller Art gibt und gehen langsam über viele Treppen zurück ins Hotel. Allein die zurückgelegten Höhenmeter im Ort Namche selbst sind enorm.

Im Hotel angekommen, schwatzen wir noch ein wenig mit dem sehr reichen Sohn des Hotelinhabers. Erst ist Nepali, hat aber in den USA studiert und dort auch Skilaufen gelernt. Er reist stets mit dem Hubschrauber an und ist damit einer der ganz wenigen, die sich das leisten können.

Wenig später kommt eine südkoreanische Expedition zurück. Sie versuchten, den Lhotse zu besteigen, mussten aber 150 Höhenmeter vor dem Ziel wegen Sturms aufgeben. Jahrelange Vorbereitungszeit und Monate im Basislager waren so (fast) vergeblich. Entsprechen neidergeschlagen waren die Leute.

Das Abendessen ist wie immer prima mit Pommes, Hühnchen und Gemüse. Wir lesen noch ein wenig, quatschen und gehen wieder sehr früh mit unseren geliebten Wärmflaschen ins Bett.

 

Nepal 2006 - Tag 11

Wanderung nach Lukla

Wie (fast) immer geht es früh raus, wir erledigen unsere Katzenwäsche, frühstücken wie immer fürstlich und packen heute auch noch unsere Sachen. Denn heute geht es zurück nach Lukla, wobei wir die beiden Tagesetappen über Phakding vom Hinweg an einem Tag schaffen wollen. Dazu geht es heute den ganzen Tag fast nur bergab. Zum Glück habe ich zum Entlasten meiner Knie meine Wanderstöcke dabei.

Das Wetter ist heute mittelmäßig, denn die Eintrübung von gestern nachmittag blieb erhalten. Es ist dadurch ein klein wenig wärmer, aber immer noch frisch bei ca. 3° C. Der Weg ist wie gedacht sehr schwierig und wir sehen den Weg vor uns in einem ganz anderen Licht. Aus der Perspektive von oben sieht alles vollkommen anders aus als von der entgegengesetzten Richtung. Wir können teilweise kaum glauben, dass wir hier schon einmal waren. Wir kommen aber sehr schnell voran, essen in einem Restaurant am Wege sehr lecker Mittag (es gibt gebratenen Kartoffelbrei mit Käse obendrauf oder ganz frische Pellkartoffeln mit scharfer Chilisoße als Dip). Das Essen ist zwar recht einfach, aber dank der exzellenten Zutaten und unserem Appetit durch die frische Bergluft nahezu perfekt. Wie so oft wird die Küche nur für uns in Betrieb gesetzt und auch erst, als wir ankommen, da außer uns zu dieser Jahreszeit quasi kein Tourismus existiert.

Auf dem Weg sehen wir nicht nur die Träger mit dem Kanalisationsrohren wieder, sondern auch ein nepalesisches Sägewerk. Zwei Männer sägen dort zu zweit mit einer langen Säge einen Stamm längs in Bretter. Daran sieht man, wieviel wert ein einfaches Brett hier hat und wieviel Arbeit darin steckt.

Die zweite Hälfte des Weges fällt uns dann schon viel schwerer und wir sind gegen 16:00 im Hotel Lodge Kangri. Das Hotel ist sehr komfortabel, wir bekommen sogar eine heiße Dusche und können in den Zimmern unsere extrem klammen und fast nassen Sachen aus Namche trocknen lassen.

Das Abendessen in einem toll gestalteten Essensraum ist sehr gut und reichhaltig, es gibt riesige Portionen Hühnchen, brutzelnd in der heißen Pfanne. Wir haben zur Feier unseres letzten Abends in den Bergen unsere Bergführer und unsere Träger zum Essen eingeladen. Denen gefällt es prächtig und sie sind sichtbar zufrieden ob der Wärme, des Essens und des guten Biers, was es dazu gibt. Der Essensraum ist an der Decke und an den Wänden aus Holz bunt mit religiösen Gemälden bemalt, auch die Tische sind mit Schnitzerein verziert und bemalt. In der Mitte steht wie immer ein Kanonenofen, wo auch unsere Teekannen zum Warmhalten stehen. Wir haben dazu zwei nette Kellnerinnen und unser Bergführer verrät uns, dass die eine seine Tochter ist. Wir loben ihn und er ist ganz der stolze Vater. Wenn er als Bergführer arbeitet und seine Tochter in einem guten Hotel, kann man davon ausgehen, dass diese Familie wohl zu den Privilegierten in Nepal gehört.

Wir gehen auch heute bald mit Wärmflasche ins Bett, nachdem unsere Träger erst noch ein bisschen tanzten und dann noch fürstliche Trinkgelder von uns bekamen.

 

Nepal 2006 - Tag 12

Reisetag Lukla - Kathmandu, Shopping in Kathmandu

Heute müssen wir noch viel früher aufstehen, um rechtzeitig am Flughafen von Lukla zu sein. Unser Flug geht planmäßig gegen 6:45 Uhr, wir sind etwa 6:00 Uhr am Flughafen, der aber noch geschlossen ist. Unsere gestrigen Kellnerinnen schleppen unter unserem Protest unser Gepäck, aber wir erreichen nichts. Das ist halt hier so, sagt unser Reiseleiter.

Der Flughafen ist eiskalt und zugig. Nach und nach trudeln weitere Reisende ein, denn Lukla ist der einzige Ein- und Ausstieg zur und aus der Everest-Region.

Wir bekommen mit, dass der Flughafen bis auf Weiteres geschlossen ist, weil die Wolken zu tief hängen. In Lukla wird nur per Sichtflug gelandet (und wieder gestartet) und so heißt es für alle: Warten.

Wir essen den Inhalt unserer Frühstückspäckchen, die wir vom Hotel bekamen und schauen zehnminütlich, wie sich denn die Wolken entwickeln. Unser Reisleiter erzählt uns, dass der Flughafen manchmal tagelang geschlossen ist und sich dann die Reisenden entsprechend in Lukla stauen. Gestern war auch so ein Wolkentag, wo gar nichts ging. Deshalb hat unser Reiseleiter auch den ersten Flug für uns gebucht, wo die Chancen am höchsten sind, hier wegzukommen.

Dann endlich, gegen 11:00 Uhr sehen wir einen Hubschrauber neben dem Rollfeld starten. Dies ist das untrügliche Zeichen, dass der Flughafen offen ist. Denn offizielle Informationen oder gar Anzeigen gibt es nicht!

Etwa 45 Minuten später rauscht in bekannter Manier der erste Flieger herein und wird in Windeseile entladen und wieder beladen. Zackzack kommt auch der zweite und dritte Flieger nur wenige Minuten später. Die Piloten und Co-Piloten bekommen Tee auf einem Tablett auf dem nun sonnigen Rollfeld spendiert und sonnen sich in ihren schwarzen Lederjacken, dazu schwarze Sonnenbrillen und schwarze Lederhandschuhe. Echte Haudegen – nein, Helden! Und wir, die wir den Hinflug überlebten, wissen: Ja, es sind echte Helden. Nicht einfach nur Schönlinge in Uniform, die zu oft "Top Gun" gesehen haben. Nein, hier sind wir ganz nah an Wesen, die die Welt retten können.

Kurze Zeit später steigen wir ins Flugzeug, kurz nachdem unser Pilot und unser Copilotin(!) eingestiegen sind. Wir rollen ans Ende der abschüssigen Piste. Die Propeller der Maschine werden auf volle Kraft gedreht, die Bremsen angezogen. Die Maschine vibriert stark und es ist sehr laut. Vier Hände bedienen vorn die Instrumente, denn es gibt viel zu tun. Dann wird die Bremse abrupt gelöst und wie mit einem Katapult abgeschossen rauschen wir die Piste hinab und heben Sekunden später lange vor dem Ende der Piste ab. Ein grandioses Gefühl! Wir steigen schnell und fliegen knapp über den Wolken zurück nach Kathmandu, rechts neben uns ein perfektes Bergpanorama als Abschiedsgeschenk-Ausblick.

Wir fliegen eine andere, längere Strecke zurück nach Kathmandu und landen nach etwa 45 Minuten. Gerade jetzt nach der klaren Bergluft bemerken wir, wie schlecht die Luft in Kathmandu ist. Gleichzeitig genießen wir aber die frühlingshaften Temperaturen.

Wir fahren zurück ins Hotel Dwarika's, nehmen nach etwas Warten unsere Zimmer in Empfang und machen uns landfein. Ich bekomme ein anderes Zimmer als in den ersten Tagen und bin froh darüber, denn jedes Zimmer ist vollkommen anders und jedes Mal ein besonderes Erlebnis. Dieses Mal habe ich ein sehr großes Zimmer nicht im Dachgeschoss, Fenster zum Innenhof.

Am Nachmittag shoppen wir noch ein wenig, nachdem uns unser Reiseleiter verriet, dass es im Norden von Kathmandu im Touristenviertel "Thamel" Geschäfte gibt, in denen es ungefälschte Markenartikel gibt. Für uns beinahe unglaublich nach unseren bisherigen Erlebnissen. Mit einem Taxi kommen wir leicht dorthin und staunen über die günstigen Preise. Insbesondere haben es uns natürlich Outdoor-Klamotten angetan. Wir schlagen relativ kräftig zu und belasten unsere Kreditkarten, unter anderem beim Authorized Dealer von THE NORTH FACE® und bei "United Brands" gleich nebenan. Es sind aber auch echte Schnäppchen, die wir nicht verpassen wollen. Wie wir schon vorher wussten, geht pünktlich um 17:00 Uhr der Strom in ganz Kathmandu aus, was bis etwa 19:00 dauert. Täglich dient diese Maßnahme zum Stromsparen. Auch eine Maßnahme zum Vermeiden von CO2-Emissionen, obwohl dies teilweise wieder davon zunichte gemacht wird, dass einige wohlhabendere Ladenbesitzer (und auch die Hotels) umgehend Dieselaggregate anwerfen, um wieder Licht zu haben. Teilweise stehen diese Aggregate tuckernd vor den Läden, evtl. ist das auch eine Art Werbung... Man sollte nur darauf achten, dass man kurz vor 17:00 Uhr nicht noch mitten in einer Kreditkartenbuchung über irgendein Terminal steckt...

Später gehen wir dann zum Abendessen ins hoteleigene traditionelle nepalesische Restaurant "Krishnarpan". Heute ist Abschiedsessen, von Hauser bezahlt und mit unserem Reiseleiter. Wir tafeln wieder festlich und ausgiebig und schwatzen über Nepal und unsere Erlebnisse und Eindrücke. Unser Reiseleiter bekommt unsere Trinkgeldsammlung und gibt uns letzte Instruktionen für morgen. Denn am morgigen letzten Tag sehen wir ihn nicht noch einmal und sind (oh Schreck) auf uns allein gestellt.

Völlig vollgefressen und immer noch schlapp sinken wir in die Betten.

 

Nepal 2006 - Tag 13

Reisetag Kathmandu - Doha

Heute ist Packen angesagt. Aber erstmal frühstücken wir so viel und so lange wir wollen und lassen es uns gut gehen. Dann gehen wir in unsere Zimmer und machen uns schon einmal reisefertig. Denn unser Flug geht zwar erst am späten Abend, wir müssen aber vorher unsere Zimmer räumen und bekommen zusammen ein einzelnes Zimmer für den Rest des Tages in einem anderen Trakt des Hotels. Dort können wir später auch noch einmal duschen.

Nachdem wir unser Gepäck dort deponiert haben, machen wir noch einen letzten Bummel durch Kathmandu in der Nähe des Hotels und sammeln letzte Eindrücke über das Leben in Nepal.

Wir essen noch etwas im Hotel und lassen uns dann mit unserem Gepäck zum Flughafen fahren. Am Eingang bezahlen wir unsere Ausreisesteuer von ca. 1.700 Rupien in Landeswährung. Dies teilte uns unser Reiseleiter schon Tage zuvor mit, damit wir genug Inlandswährung zurückhalten konnten. Wirklich prima organisiert. Dafür bekommen wir eine Quittung, die wie vier Rabattmarken aussieht und ziehen von dannen. Das Einchecken geht für nepalesische Verhältnisse recht schnell. Dann heißt es jedoch Warten, bis der Security-Check öffnet. Wir werden durchleuchtet, danach wird das Handgepäck jedoch noch einmal manuell, aber sehr freundlich durchsucht.

Etwas später als geplant heben wir Richtung Doha ab.

 

Nepal 2006 - Tag 14

Reisetag Doha - Frankfurt - Fürth

Nach einem Aufenthalt in Doha und noch etwas Shopping im Duty Free geht es weiter nach Frankfurt.

Durch unseren Nachtflug, die Zeitverschiebung und die körperlichen Anstrengungen ohne wirkliche Akklimatisierung sind wir wie gerädert. Leider müssen wir noch über eine Stunde auf unseren Zug warten, denn heute ist Sonntag und die Intervalle länger als wochentags.

Ziemlich pünktlich kommen wir dann zuhause an und verabreden uns für die Silvesterfeier am Abend, denn in der Stadt soll ordentlich was los sein.

Um es kurz zu machen: Es wird zu keiner Beteiligung unsererseits an irgendwelchen Silvesterfeiern geben. Gegen 21:30 schlafe ich bereits fest und auch den ersten Teil des Jahres 2007. Hoffentlich geht das mal nicht so weiter...