Türkei / Lykien 2010

Nachdem ich viel darüber gelesen habe, entschloss ich mich, den Lykischen Weg entlang der Mittelmeerküste der Türkei zu erkunden. Da das normalerweise mit Zelt und Kochgeschirr geschieht und das für mich doch zu komfortfrei ist, buchte ich die Reise bei Diamir aus Dresden. Die Reise heißt "Entlang des Lykischen Weges" führt über Teilstrecken des Lykischen Weges und wird in Zusammenarbeit mit der türkischen Agentur Demavend Travel durchgeführt. Unser Tourguide war Mauritz van den Bosch Kaag, der freischaffend auch für Demavend Travel tätig ist. Vor allem ihm und unserem Fahrer Ibrahim mit seinem eigenen Bus sind viele schöne Erlebnisse und insgesamt eine rundum sehr gelungene Tour zu verdanken. Außerdem erfuhren wir, eine lustige Gruppe von 10 Leuten aus allen Teilen Deutschlands, jede Menge interessante Dinge über die Türkei!

Die Tour gilt 2010 als "Pilotreise", weil sie das erste Jahr durchgeführt wird. Dadurch ist der Preis etwas geringer und die Organisation ist noch nicht bis ins letzte vervollkommnet.

Die Tour ist anspruchsvoll wegen der Kombination aus schwierigen Wegen, heißem Klima (in der zweiten Septemberhälfte) und ordentlichen Wegstrecken. Insgesamt haben wir in 9 Etappen ca. 110 km zurückgelegt und dabei ca. 5600 Höhenmeter aufwärts und ca. 4700 Höhenmeter abwärts bewältigt.

Der Lykische Weg ist kein traditioneller Weg, sondern wurde von der Engländerin Kate Clow zusammengestellt und publiziert. Sicherlich sind Teilstrecken auch früher schon genutzt worden, jedoch nicht der Weg als Ganzes.

Übersichtskarte Lykien mit unserer Reiseroute

Übersichtskarte Lykien mit unserer Reiseroute

 

Weitere Infos zu Lykien sind hier zu finden:

 

Türkei / Lykien 2010 - Tag 1

Reisetag Fürth - München - Antalya

Um 12:54 Uhr geht mein Zug und ist um 14:55 Uhr in München. In München beginnt gerade das Oktoberfest, sodass ich vor allem in der S-Bahn viele nette Leute sehe, die mich aber nicht (mehr) sehen...

Ich habe etwas mehr Zeit am Flughafen eingeplant, weil ich wegen meines Flugtickets Bedenken habe. Denn: Ich habe keins! Die Agentur sagte mir, mein Reisepass reiche aus, meine Buchung sei am Check-In-Schalter. Ich checke also ein, was auch prima geht. Bevor mir aber der Boarding-Pass überreicht wird, muss ich erst das Ticket organisieren (aha!), was ich beim Schalter der Turkish Airlines erhalte, welcher jedoch im anderen Terminal ist. Das Ticket wird dort als herkömmliches Papierticket (mit mehreren Durchschlägen) erstellt. Zurück am Check-In erhalte ich nun auch meinen Boarding-Pass!

Nach 2:35 h Flug mit einer Boeing 737-800 von SunExpress landen wir gegen 22:00 Uhr Ortszeit in Antalya. Es ist sehr warm und so schwül, dass Tau an etwas kühleren Autoscheiben, wo innen eine Klimaanlage läuft, niederschlägt. Ich fahre mit einem netten Fahrer, der mir etwas über Antalya erzählt, zum Hotel "Argos" in der historischen Innenstadt und hebe auf der Fahrt noch etwas Bargeld an einem Automaten ab. Gegen 23:00 Uhr falle ich ins Bett und bin gespannt, was die Reise wohl bringt und wie die Gruppe aussieht, die ich erst morgen beim Frühstück treffe. Denn die Anreise erfolgte mehr oder weniger einzeln.

 

Türkei / Lykien 2010 - Tag 2

Göynük, Wanderung im Göynük-Tal

Die Nacht war kurz, weil mich gegen 4:00 Uhr morgens der Muezzin aus den Träumen riss. Das Frühstück um 8:00 Uhr verheißt nichts Gutes. Es gibt wenig, und dass, was es gibt, sieht nicht so toll aus. Dazu gibt es kaum Geschirr oder Besteck - passend.

Ich esse auf Ibrahims (unser Fahrer für die Tour, den ich erst für einen Hotelangestellten halte...) Empfehlung hin türkischen Joghurt mit Honig, sehr gut.

Mit unserem fast neuen Bus (VW Crafter) geht es nach dem Frühstück los Richtung Göynük, immer der Küstenstraße entlang Richtung Süden. Die Straßen sind sehr gut und vierspurig und anfangs stark, später weniger stark befahren. An den Straßen stehen sehr viele moderne Häuser und Geschäfte, vor allem im großen Umkreis von Antalya. Von Orient keine Spur, sondern alles modern und für unsere Augen Europäisch anmutend.

In Göynük kaufen wir zuerst Wasser, was ab jetzt zu einem festen Ritual werden wird. Und die Sonne sagt uns schon am Vormittag deutlich, dass wir es brauchen werden. Noch kaum akklimatisiert, brennt die Sonne auf uns herab, keine Wolke sichtbar.

Kurze Zeit später werden wir auf einem Schotterplatz abgesetzt, der nicht weit entfernt liegt vom Eingang eines Nationalparks (Olimpos-Beydağları-Milli-Park). Wir zahlen 5 TL Eintritt und wandern ein Tal hinauf. Nach wenigen Schritten treffen wir auf eine neu gebaute Anlage mit natürlichen Wasserbecken, Kletteranlagen und einer größeren biergartenähnlichen Terrasse. An einem Häuschen gibt es kalte und heiße Getränke, Eis und auch einiges anderes Essbares. Daneben steht noch ein riesiger Grill. Hier kommen wohl viele russische Touristen her, sagt man uns.

Wir wandern weiter das Tal hinauf, teils in einem ausgetrockneten Flussbett, dem man ansieht, dass hier auch mal sehr viel Wasser fließt: mitgerissene Baumstämme am Ufer, weggerissene Brücken, Schlamm etc. Im Flussbett und am Ufer verläuft den ganzen Weg über eine Plastikwasserleitung mit einigen Löchern, die Zisternen verbindet, die hier gebaut wurden. Die sollen das wenige Wasser, was es hier vor allem im Sommer wenig gibt, sammeln und ins Tal leiten. Ca. 2,5 Stunden lang steigen wir ca. 350 Höhenmeter auf und schwitzen schon ordentlich. Unser Ziel ist eine Quelle, die es aber nicht mehr gibt: alles trocken. Wir rasten im Schatten der Bäume, trinken Wasser, essen Müesliriegel und ich teste die neuen, eben gekauften einheimischen Nussriegel "Krokan" von Koska, eine Wucht! In den Supermärkten liegen diese in transparenter Folie eingepackten Riegel immer etwas versteckt, aber Suchen lohnt sich! Derweil beobachten wir Schlangen und Geckos, die wie wir im Schatten herumwuseln. Am Wegesrand sehen wir Echten Lorbeer, dessen Blätter herrlich duften, wenn man sie zerreibt, viel besser als diese getrockneten Blätter zuhause in der Küche. Auch Johannisbrotbäume sehen wir, mit vielen dunkelbraunen Schoten daran und darunter, die man auch kauen kann für einen süßen Geschmack, und sehr viele Kiefern. Vor allem die Kiefern fallen uns wegen ihrer hellgrünen und sehr frisch aussehenden Nadeln auf. Auch andere Pflanzen haben Blätter in hellgrün, als ob sie gerade frisch ausgetrieben haben. Das sei aber immer so, erklärt uns Mauritz. Jedenfalls passt das hellgrün gut zu den hellen Kalkfelsen dazwischen und dem blauen Himmel obendrüber.

Nach der Rast laufen wir fast denselben Weg wieder herunter und sind gegen 15:30 Uhr wieder unten. Wir schwatzen auf den Bänken und trinken Tee und Kaffee. Manche baden im kalten Wasser der neu angelegten Wasserbecken.

Zurück im Hotel "Beydağı Konak Hip Otel", welches sehr schön ist (kleine ordentliche Zimmer, tolles Pool-Ambiente), duschen wir und schwatzen weiter am wunderschönen Hotel-Pool, diesmal mit Efes-Bier und Chips. Das Bad in den Zimmern ist etwas gewöhnungsbedürftig: Die Dusche hat keine Abtrennung und so wird beim Duschen das gesamte Bad nass und alles schwimmt. Denn der Abfluss ist etwas entfernt in einer Ecke. Ich überlege, welche Vorteile das haben mag, finde aber nur Nachteile. Diese Art Bad finden wir auch in den meisten anderen Hotels unserer Reise.

Abendessen gibt es 19:00 Uhr, sehr schönes Ambiente und sehr gutes Essen: gefüllte Auberginen, Nudeln, Salat, Obst. Wir fühlen uns sehr wohl und angekommen. Wir besichtigen noch den wohnlich eingerichteten und stets kühlen Keller, den uns der Hausherr ganz stolz zeigt. Er sammelt dort auch alte Haushaltsgegenstände, die überall herumstehen. Und natürlich hängen überall als Glasornamente das Auge der Fatima als Glücksbringer bzw. Unglücksverhinderer. Schon gegen 20:30 Uhr liegen wir alle todmüde im Bett.

Insgesamt waren wir heute etwa 4:50 h inkl. Pausen unterwegs, haben dabei ca. 7,6 km Strecke zurückgelegt und ca. 400 Höhenmeter hoch und ca. 400 Höhenmeter wieder herunter bewältigt.

 

Türkei / Lykien 2010 - Tag 3

Wanderung Göynük - Gedelme

Wie der letzte Tag geendet hat, beginnt der erste: schönes Ambiente und gutes Essen! Schade, dass wir hier schon wieder weg müssen! Es gibt getoastetes Brot mit vielen Sorten Käse, Marmelade, Gurken, Tomaten, Honig, Tee.

Wir verstauen unser Gepäck, verabschieden uns vom netten Hotelinhaber, fahren noch zum Supermarkt, Wasser kaufen (und heute auch noch isotonische Tabletten für mich, weil ich die zuhause vergaß) und weiter zu unserem gestrigen Startplatz. Wieder 5 TL Eintritt in den Park. Diesmal ein etwas anderer Weg, wunderschön im Kiefern-Wald, mäßig bergauf. Der Wald duftet herrlich nach Harz, Nadeln und Holz in der Sommerhitze. Auf dem Boden liegt eine dicke Schicht trockener Kiefernnadeln, durch die immer wieder kleine Pflänzchen sprießen. So sehen wir z.B. ab und zu kleine, wilde blasslila Alpenveilchen, die wir hier sicherlich nicht erwartet haben. Wir schwitzen gewaltig und machen jede Stunde eine Trinkpause. Wir sind noch nicht im türkischen Wandertrott angelangt und tun uns heute ein bisschen schwer. Wir finden auf unserem Aufstieg ein Walkie-Talkie, was jemand verloren hatte und nehmen es bis zu unserem nächsten Stopp in Gedelme mit. Die höchste Stelle ist etwa auf 650 m Höhe, wo es wenigstens ein bisschen kühler und luftiger ist. Wir machen Pause und genießen die Aussicht ins benachbarte Tal. Mauritz sammelte auf dem Weg und auch jetzt allen möglichen Müll, den andere Wanderer liegen ließen und verstaut ihn in seinem Rucksack. Da er hier oft vorbeikommt, möchte er die Gegend halbwegs sauberhalten. Wir finden das toll und unterstützen ihn etwas.

Dann geht es wieder 250 Höhenmeter hinab bis zum einem ausgetrockneten Flussbett. Unterwegs eine kleine Quelle mit kleinem steinernem Becken: Abkühlen! Unten am trockenen Fluss lange Mittagspause. Es gibt wie immer Kekse, Obst und Riegel und viel Wasser.

Nach der Mittagspause wieder aufwärts am Fluss entlang, der ganz langsam, je höher wir steigen, immer mehr Wasser führt. Teils verlaufen wir uns in dem Flussbett mit riesigen Felsen, dazwischen stets Wasserbecken. Doch wo geht es trockenen Fußes lang? Wir finden aber einen Weg! Es geht stetig bergauf, steil und steinig und nun auch sehr sonnig. Wir schwitzen sehr und vermissen den kühleren Wald. Teils geht es auf einem breiten Forstweg bergauf, teils laufen wir Abkürzungen zwischen dessen Serpentinen und treffen immer wieder auf den Forstweg. Und immer wieder trinken aber vorher einen schattigen Rastplatz suchen!

Den höchsten Punkt erreichen wir auf etwa 720 m Höhe, wo uns unser zuverlässiger Ibrahim mit dem Bus abholt und uns zum Hotel Caner nach Gedelme in ca. 30 min. fährt. Das Hotel ist mittelmäßig, aber etwas anderes gibt es hier nicht. Angegliedert ist ein großes Restaurant mit einer Forellenzucht, wofür das Lokal wohl sehr bekannt sein soll.

Abendessen um 19:00 Uhr und es gibt nach einer guten Linsensuppe mit frischem Fladenbrot natürlich Forelle! Gebacken in einer glasierten, schweren Steinzeug-Terrine, direkt aus dem Ofen, mit Pommes frites und Salat. Uns schmeckt es gut und danach gibt es mit vollen Mägen eine Einführung für den morgigen langen Tag. Wir studieren Karten und beratschlagen die für alle beste Variante. Eine unserer Karten und vermutlich eine der besten existierenden Karten zum Lykischen Weg ist aus dem Buch "The Lycian Way" von Kate Clow. Noch kurz in den örtlichen Minisupermarkt, wo die gesamte Inhaberfamilie im Verkaufsraum sitzt und ab ins Bett.

Insgesamt waren wir heute etwa 6:15 h inkl. Pausen unterwegs, haben dabei ca. 11 km Strecke zurückgelegt und ca. 1100 Höhenmeter hoch und ca. 400 Höhenmeter wieder herunter bewältigt.

 

Türkei / Lykien 2010 - Tag 4

Besteigung des Tahtali

Frühstück um 7:00 Uhr mit frischem Fladenbrot, Butter, Tee, Marmelade, Honig, Gurke, Tomate, Ei. Alles, was das Herz begehrt. Vorher hatten wir auch schon unsere Taschen gepackt und im Bus verstaut. Und die Wanderrucksäcke sind auch schon abmarschfertig.

Wir fahren ca. 20 min. ins nächste Dorf (Yayla Kuzdere?) und wandern dort auf ca. 900 m Höhe los. Erst geht es durch den Wald bergauf, der bald lichter wird und einer almartigen Landschaft Platz macht. Trotz der Höhe ist es sehr heiß und die Sonne brennt. Weiden mit wenigen Bäumen, meist Zedern, ab und zu Zäune. Auf ca. 1300 m Höhe eine Quelle, die wir gern nutzen und unsere Wasservorräte auffüllen. Nach kurzer Rast im Schatten eines Baumes weiter aufwärts. Wir sehen ein einzelnes Haus mit Garten, ähnlich einer Alm in den Alpen, aber keine Menschenseele, nur in der Ferne ein paar Kühe. Weglos ohne erkennbare Markierungen geht es weiter bergauf. Ohne unseren Guide wären wir hier verloren. Bei den letzten Bäumen auf ca. 1700 m Höhe eine lange Mittagspause. Wir trocknen unsere verschwitzten T-Shirts in der Sonne und sitzen essend und trinkend im Schatten. Mauritz verteilt wie immer Kekse an uns und gibt Tipps, welche die besten sind. Denn in den kleinen Supermärkten gibt es eine unüberschaubare Anzahl von Kekssorten. Sehr gut sind z.B. Sultani-Kekse, Vollkornkekse mit Rosinen.

Weiter geht es bergauf, nur noch wenige Bäume und jenseits der Baumgrenze sehen wir vor uns nur noch Steine, Felsen, große Disteln und trockenes Gras. Erst weglos bergauf ohne für uns erkennbares Ziel, dann plötzlich eine Art Rinne am Bergrücken entlang. Eine Maschine, die auf dem Gipfel Fundamentarbeiten erledigte für die neue Seilbahn, fuhr hier hinauf und bahnte sich selbst ihren Weg. Es muss eine starke Maschine gewesen sein mit erstaunlichen Fähigkeiten! Wir gehen in ihren Spuren, haben aber dennoch keinen leichten Weg. Große Felsen und Schotter, über uns der wolkenlose Himmel mit der heißen Sonne, vor uns der steile Aufstieg. Wir kämpfen uns voran und sehen auch bald den Gipfel (weit entfernt) vor uns.

Nach kurzer Rast geht es das letzte Stück bergauf, was wir natürlich auch schaffen! Während der Rast begegnet uns ein Franzose auf dem Abstieg vom Gipfel. Turnschuhe, kein Rucksack, nur eine kleine Trinkflasche, die auch noch halb leer ist. Wir geben ihm noch Wasser und schütteln den Kopf. Bei diesen Bedingungen ist das kein kluges Vorgehen...

Endlich auf dem Gipfel des Tahtali auf 2365 m Höhe, noch immer pralle Sonne, aber eine kühlere Prise. Touristen fragen uns ungläubig, ob wir tatsächlich zu Fuß(!) diesen Berg bestiegen hätten und wie lange das denn dauerte. Man muss dazu sagen, dass das Bergsteigen in dieser Gegend sicherlich nicht so verbreitet ist wie z.B. in den Alpen. Wir setzen uns ein wenig auf die Terrasse und genießen die Aussicht und warten auf die Seilbahn, die uns wieder ins Tal, allerdings auf der anderen Seite des Berges, bringen wird.

Die Seilbahn wurde 2007 von der Schweizer Firma Garaventa gebaut und macht einen sehr modernen Eindruck. Eine riesige Kabine bringt uns sehr schnell nach unten. Die Fahrt kostet 25 TL (oder € 12,50), wobei Einzelfahrten nicht zu erwerben sind. Es ist einfach undenkbar, dass jemand eine der Strecken nicht mit der Seilbahn fährt! - Fraglich ist natürlich, was so eine große Seilbahn mitten im Nationalpark soll...

Unten wartet Ibrahim auf uns und fährt uns in ca. 45 min. nach çirali. Dort kaufen wir gleich ein bisschen Obst ein. Denn uns wundert etwas, dass es weder in den Supermärkten noch in den Hotels ausreichend Obst gibt. Ab und zu Weintrauben beim Essen, in den Läden Äpfel, Trauben und ein paar vergammelte Bananen. Eigentlich hat doch die Türkei mehr zu bieten! Wir suchen unser Hotel im Ort und biegen erst in ein schönes Objekt am Strand ein. Doch es ist belegt und auch nicht für uns gebucht, ein Fehler. Wir fahren weiter und unser nächster Halt ist das "Artemis Hotel", schon von außen ein Graus. Auch innen ist es nicht besser. Und zum Strand sind es 1 km... Und wir sind die einzigen Gäste. Um uns herum lauter Hotels, die alle viel besser aussehen... (P.S. Der Reiseveranstalter Diamir hat hier zugesagt, dieses Hotel nicht noch einmal zu buchen.)

Doch Mauritz, unser Guide ist selbst etwas erbost und hatte uns eigentlich einen schönen Strand versprochen nach unserer schwierigen Bergwanderung. Er fährt uns mit dem Bus an den Strand! Wir baden im warmen und ruhigen Meer in dieser herrlich gelegenen Bucht und es sind kaum Leute außer uns hier! Wir genießen das Wasser und die Landschaft um uns herum. Rechts sehen wir die Überreste der lykischen Stadt Olympos am Uferhang, fast wie eine alte Ritterburg anmutend. Hinter uns ragt in der Ferne der Tahtali in der Abendsonne auf und wir sind stolz darauf, heute schon dort oben gewesen zu sein!

Danach in die Strandbar zu Mauritz, der dort wartete und mit Ibrahim so etwas wie Backgammon spielt. Wir trinken einen Raki und schwatzen dabei über unsere Erlebnisse. Danach ins Hotel zurück und duschen, danach Abendessen im Hotel. Das Essen ist so lala, gegrilltes Geflügel und Reis und Salat. Aber wir haben viel mehr Hunger, als es zu essen gibt nach unserer Tour! Wir schwatzen noch beim Bier bis 22:00 Uhr und planen wieder den nächsten Tag mit Mauritz und der Karte.

Insgesamt waren wir heute etwa 6:35 h inkl. Pausen unterwegs, haben dabei ca. 8,6 km Strecke zurückgelegt und ca. 1500 Höhenmeter hoch und ca. 50 Höhenmeter wieder herunter bewältigt.

 

Türkei / Lykien 2010 - Tag 5

Wanderung Çirali - Ulupinar - Çirali, Flammen der Chimaera

Das Frühstück um 7:30 Uhr ist schlecht. Vollkommen lieblos dahingeschludert. Passt zum Rest des Hotels. Nur gut, dass wir den ganzen Tag woanders unterwegs sind!

8:30 Uhr wandern wir erst durch den Ort, dann über Obstplantagen, teils Gewächshäuser, nach Chimaera, dem ewigen Feuer. Es kostet 3,50 TL Eintritt, der, wenn das Personal gute Laune hat, nicht noch einmal fällig wird, wenn man am selben Tag am Abend noch einmal wiederkommt. Denn die Flammen des ewigen Feuers sieht man eben im Dunkeln viel besser als im Sonnenschein. Der Eintritt wird aber nur fällig, wenn man von unten das Flammenfeld betreten will. Der obere Eingang ist frei zugänglich.

Vom Eingang geht es viele große Felsstufen hinauf bis zum dem Flammenfeld. Auf dem Weg kommt man an einem Wunschbaum vorbei. An seine Zweige heftet man kleine Zettel oder ähnliches mit einem Wunsch. Der Baum ist über und über mit Zetteln versehen, wovon jedoch nur ein Bruchteil wirkliche Wunschzettel sind. Die anderen sind Flaschenetiketten oder anderes, was Wanderer so bei sich tragen...

Die Feuer treten seit vielen hundert oder tausend Jahren durch Erdspalten aus und kommen aus einem unterirdischen Gasreservoir. Im Mittelalter sollen sie wohl viel größer gewesen sein und als Leuchtfeuer für Seeleute gedient haben. Der Sage nach kommen sie von einem im Untergrund liegenden Ungeheuer, der Chimäre, die von Bellerophon mit Hilfe des geflügelten Pferdes Pegasos besiegt wurde.

Wir lassen die Feuer nach einem kurzen Stopp brennen und wandern weiter bergauf auf ca. 300 m Höhe. Dort eine kleine Pause mit einem guten Blick auf den gestern bestiegenen Tahtali. Wir sind (immer noch) stolz auf uns!

Kurz darauf im Halbschatten der Bäume wieder herunter auf 50 m Höhe und entlang eines trockenen Flussbetts wieder bergauf. Ab und zu gibt es im Flussbett noch Wasserstellen, die relativ tief sind und manchen zum Baden verlocken. Munter auf und ab geht es weiter bis zum Dorf Ulupinar auf ca. 200 m Höhe. Viele Obstbäume am Wegesrand, vor allem Granatapfelbäume mit fast reifen Früchten und Feigenbäume mit einem herrlichen Duft reifer Feigen. Am Dorfrand ein riesiges Forellenrestaurant namens "şelale", was von außen wegen der vielen Busse davor nicht so heimelig aussieht. Aber innen ein tolles Ambiente! In einer Wasserlandschaft aus fließendem Wasser an einem Hang unter Bäumen, es rauscht und tropft überall, sind Stege und Sitzplattformen für je ca. 6-8 Leute angebracht. Durch die separaten Plattformen ist man stets unter sich und man nimmt die Größe des Restaurants gar nicht wahr. Es ist kühl und schattig, aber nicht kalt. Die Kellner flitzen die Stege entlang und bringen sehr gutes Essen. Natürlich Forellen! Diesmal vom Grill, sehr gut, also fast perfekt. Vorher frisches Fladenbrot mit verschiedenen Belägen: Tomate, scharf, eine Art Tsatsiki und Gemüsestückchen in Öl. Alles sehr gut. Wir zahlen 25 TL, was wirklich nicht viel ist.

Wir wandern einen etwas anderen Weg bergab zurück und Ibrahim holt uns an einer Straße ab. Zurück im Hotel fahren wir noch kurz an den Strand und baden wieder im herrlich warmen Meer. Etwas sonnen, einen Raki in der Strandbar und zurück ins Hotel. Dort Abendessen um 19:00 Uhr. Heute mal ganz schlecht. Es gibt kalte Pommes frites, dazu nahezu ungenießbare kalte Fleischklopse (Köfte), denen man 4(!) verschiedene Fritierfettgeschmäcker anschmeckt! Der Salat ist dagegen ganz gut. Wir bleiben hungrig.

Gegen 20:30 Uhr gehen wir nochmal zur Chimaera, fahren aber die halbe Strecke mit Ibrahim. Er selbst hat das auch noch nie gesehen, obwohl er öfters hier ist. Er kommt gern mit und ist begeistert. Wir auch, denn im Dunkeln ist die Szenerie doch viel schöner. Um einige größere Flammen haben sich schon einige Touristen gesammelt und schwatzen oder singen auch mit Gitarrenbegleitung. Der Mond scheint hell dazu, sodass im Dunkeln die Stufen kaum ein Problem sind. Aber wir haben auch Taschenlampen dabei. Gegen 22:00 Uhr sind wir wieder zurück.

Insgesamt waren wir heute etwa 6:40 h inkl. Pausen unterwegs, haben dabei ca. 12,9 km Strecke zurückgelegt und ca. 350 Höhenmeter hoch und ca. 200 Höhenmeter wieder herunter bewältigt. Dabei ist jedoch der zweite Aufstieg nach Chimaera nicht mitgerechnet.

 

Türkei / Lykien 2010 - Tag 6

Wanderung Çirali - Adrasan

Das Frühstück ist genauso wie gestern, aber unser letztes hier. Wir haben schon unsere Taschen gepackt und in den Bus verladen. Wir fahren nur kurz zu unserem Bade-Strand und wandern dort los. Erst geht es durch die Ruinen des alten Olympos, einer alte Hafenstadt, die wir gestern schon teilweise am Strand sahen. Strategisch hervorragend gelegen und mit eigener Süßwasserquelle fast direkt am Meeresufer.

Der Eintrittskontrolleur sammelt lieber Pfandflaschen am Strand als uns abzukassieren und so laufen wir einfach weiter ins Gelände. Wir sehen einige Ruinen, aber nicht sehr viele, dazu einige Gräber mit fast lesbaren Inschriften. Es war aber wohl nicht üblich, die Inschriften einzumeißeln. Die meisten waren früher aufgemalt und heute natürlich nicht mehr vorhanden.

Wir durchqueren ein trockenes Flussbett und steigen recht steil ohne Pause im Wald auf 750 m Höhe. Zum Glück sind wir im schattigen Wald und mittlerweile so gut akklimatisiert, dass wir das gut schaffen. Auch der Berg selbst wirft angenehmen Schatten, aber dennoch schwitzen wir sehr wegen hoher Luftfeuchte.

Auf einer Bergspitze unter Bäumen machen wir Mittagspause. Um uns herum ein großes Ruinenfeld inkl. großer, im Boden versenkter alter Zisternen. Man sieht, dass das einmal ein wichtiger Ort war mit großen Gebäuden und einer Mauer drumherum. Der Name des Ortes ist mir leider nicht bekannt. Es könnte sich evtl. um "Upper Olympos" bzw. "Bakacak" handeln, dem entsprechenden Bergort zu "Lower Olympos" unten am Strand. Derartige Doppel-Siedlungen gab es wohl häufiger in Lykien, wie wir später auch an Phellos und Antiphellos (heute Kaş) sehen werden.

Nach dieser erholsamen Pause folgt der steile Abstieg (teils liegen Kiefern-Nadeln mehrere Zentimeter dick und es ist sehr rutschig), erst unter Bäumen, dann in der prallen Sonne. Es herrscht Backofenhitze. Der letzte Teil des Weges durch Obstplantagen, Gewächshäuser und Bauernhöfe. Ibrahim holt uns ab und wir sind froh, im Schatten und der kühlen Luft der Klimaanlage des Busses ausruhen zu können.

Wir fahren zum Hotel "El Dorado" in Adrasan, was etwas zurückversetzt zum Strand liegt und einen tollen Eindruck macht, obwohl daneben eine Bauruine steht. Das Personal begrüßt uns nett und hilft uns beim Kofferschleppen. Die Chefin ist Österreicherin, heißt Martina Panhauser, und hat den Laden im Griff. Sehr schönes Ambiente, die Zimmer groß, mit Balkon, schönes Bad, alles ruhig. Jedes Zimmer hat eine eigene Farbe inkl. Balkonwandfarbe. Auf dem Balkon ist ein Wäscheständer mit zur Zimmerfarbe farblich passenden(!) Wäscheklammern. Überall im Hotel, auch in den Zimmern, hängen viele Gemälde, meist abstrakt, die die Chefin selbst malte. Die meisten gefallen mir. Badetuch für den Strand wird gestellt, am Strand gibt es einen eigenen Abschnitt für das Hotel mit Liegen, Schirmen etc. Der Strand selbst ist in einer malerischen Bucht gelegen, das Wasser warm und quasi wellenfrei glatt. Kaum Leute, weiter draußen liegen einige Segelschiffe vor Anker. Besser geht es kaum.

Nach dem Einzug ins Hotel wollen wir zum Strand laufen (ca. 50-100 m), was die Chefin mitbekommt. Sofort schickt sie einen Angestellten, der uns mit dem Auto fährt! Wir sind (schon wieder!) begeistert. Nach einem Eis am Strand zurück zum Hotel und zum Abendessen ca. 20:00 Uhr in wunderbarem Ambiente. Schön gedeckter Tisch in der lauwarmen Abendluft im Freien, Kerzen, Musik. Wir nehmen aber erst daneben auf Sofas Platz und trinken noch einen Raki von der Bar! Sehr gutes Essen dann, zu Anfang Feldsalat in reichlich Joghurtsoße zum Fladenbrot, dann eine Art Joghurtsuppe mit Brot, dann Reis, Kartoffeln und Hackfleischbällchen in scharfer Tomatensoße. Weil es einen Geburtstag in der Gruppe zu feiern gibt, wird eine tolle Schokoladentorte serviert! Am Ende gibt es noch Obst.

Der Chef fragt uns, ob wir am nächsten Abend Wildschwein essen möchten, was er frisch hat. Die meisten stimmen zu, der Rest möchte Fisch. Wir wünschen uns zum Wild Semmelknödel, weil die (österreichische) Chefin selbst kocht.

Insgesamt waren wir heute etwa 7:10 h inkl. Pausen unterwegs, haben dabei ca. 15,7 km Strecke zurückgelegt und ca. 750 Höhenmeter hoch und ca. 750 Höhenmeter wieder herunter bewältigt.

 

Türkei / Lykien 2010 - Tag 7

Wanderung Adrasan - Leuchtturm Gelidonia

Schon 7:00 Uhr frühstücken wir prima auf der Hotelterrasse und fahren dann mit unserem Bus ein kleines Stück zum Supermarkt, Wasser kaufen. Dann noch ein Stück aus dem Ort heraus und einen Waldweg entlang, wo wir dann gegen 8:30 Uhr unsere Wanderung beginnen. Es geht erst im Wald auf angenehmen Wegen und entlang der Küste hinauf auf etwa 400 m Höhe, immer wieder herrliche Ausblicke dabei. Wieder hinunter auf ca. 150 m Höhe, und wieder hinauf auf 400 m. Und wieder hinunter auf 200 m, da sind wir aber schon beim Leuchtturm!

Dazwischen eine Mittagspause, ist ja klar. Die machen wir im Wald, wo zumindest Halbschatten herrscht, und ruhen uns aus. Dabei entdecken wir am Wegesrand völlig transparente Insektenhüllen ohne Inhalt, aber ansonsten praktisch unbeschädigt. Z.B. große Wespen oder Hornissen, kein Teil des Chitin-Panzers fehlt, nur das Innere. Es ist wohl ein Parasit gewesen, der die Insekten befiel und von innen auffraß.

Das Auf und Ab bringt uns mächtig ins Schwitzen, aber die wunderbaren Ausblicke auf die Küstenlandschaft lenken davon ab. Wir haben natürlich wieder prächtiges Wetter wie schon die ganze Zeit unserer Reise. Keine Wolke am Himmel. Das Meer glänzt vor uns zwischen den der Küste vorgelagerten Inseln.

Am Leuchtturm selber ist es nicht so schön. Sehr viel Müll liegt herum und auch sonst verleitet uns nichts zum Bleiben. Wir laufen bergab auf einem guten Weg und Ibrahim entgegen, der uns mit dem Bus abholt und in der Zwischenzeit für uns kalte Cola kaufte, die wir jetzt gern als Abkühlung trinken.

Zusammen fahren wir an eine schöne Badebucht, die aber wegen Müllgeruch nicht sehr lauschig ist. Wir baden trotzdem. Etwas entfernt vom Ufer, zu weit eigentlich, ist sogar eine Umkleidekabine mit Dusche aufgebaut! Wir ziehen uns hinter dem nächsten Baum um, wie auch so mancher Einheimische. In der Bucht ist das Wasser wieder sehr ruhig, etwas weiter draußen sind die Wellen aber schon etwas höher. Die Schnorchler berichten von schönen Fischen unter Wasser nahe den Uferklippen.

Gegen 17:30 Uhr sind wir zurück im Hotel und gehen nochmal baden am schönen Strand kurz vor Sonnenuntergang. Wieder sind sehr wenige Leute unterwegs. Diese Badebucht ist einfach zu schön gelegen mit den bergigen Ufer rundum und einer ebenso bergigen Insel mittendrin.

Das Abendessen, obwohl vollkommen untürkisch, ist ein echtes Highlight. Es gibt wie angekündigt Wild, dazu sensationelle Semmelknödel (selten aß ich bessere), und Rotkraut. Wir vertilgen alles in Windeseile und den Nachschlag (nochmal so viel) gleich mit. Alle Schüsseln sind leer und alle sind seit langem mal wieder richtig satt. Dazu gibt es einen tollen türkischen Rotwein, den wir vorher aus einer Auswahl per Verkostung aussuchen dürfen. Er heißt Öküzgözü (was eine endemische türkische Rebsorte ist) und ist von Vinolus, Jahrgang 2007 und eine Wucht. Bevor wir davon noch eine Flasche konsumieren, planen wir wie immer den nächsten Tag mit Mauritz und Karte.

Insgesamt waren wir heute etwa 7:10 h inkl. Pausen unterwegs, haben dabei ca. 15,9 km Strecke zurückgelegt und ca. 800 Höhenmeter hoch und ca. 750 Höhenmeter wieder herunter bewältigt.

 

Türkei / Lykien 2010 - Tag 8

Reisetag Adrasan - Kaş, Felsengräber von Myra

Heute stehen wir mal spät auf, denn heute wandern wir nicht, sondern fahren zu unserem nächsten Quartier in Kaş. So frühstücken wir lange auf der schönen Hotelterrasse und schwatzen in der Sonne. Wir zahlen unsere Rechnungen und verabschieden uns mit viel Lob von der Chefin des Hauses. Sie erzählt uns noch, dass sie das Hotel 2009 übernommen hat und seitdem schon viel verändert hat. Sie hat das Haus für ein paar Jahre gemietet und weiß noch nicht, ob sie darüber hinaus bleiben will.

12:00 Uhr geht es los Richtung Südwesten, weiter an der Küste entlang. Wir stoppen in Demre, denn hier sind die berühmten Felsengräber von Myra und die St. Nikolaus-Kirche. Diese Kirche sehen wir als erstes, dazu dort viele Russen. Denn für die ist St. Nikolaus, also St. Claus, einer der wichtigsten Heiligen. St. Nikolas gilt als Schutzheiliger der Kinder und der Seefahrer. Die Kirche ist in einem schlechten Zustand und lieblos hergerichtet. Dafür ist der Eintritt mit 10 TL zu hoch. Innen keine Beleuchtung, praktisch nichts restauriert und praktisch dem Verfall preisgegeben. Nur ein hässliches Dach würde über die Kirche gezogen. Schade drum, hier könnte man viel mehr draus machen. Die meisten Touristen machen nur Fotos in der mit Menschen voll gefüllten Kirche, nur wenige beten ernsthaft an Statuen oder anderen Reliquien.

Danach gehen wir schräg gegenüber ins Restaurant "Gaziantep". Davor kann man nur warnen. Auf den ersten Blick sieht es ganz gut aus mit dem großen offenen Holzofen, vor dem die Köche frischen Teig herstellen und zu allerlei verarbeiten. Doch einerseits schlimm ist die Speisekarte mit hanebüchenen Übersetzungen, andererseits die Vorspeise aus Fladenbrot und den üblichen Aufstrichen verleidet einem das Essen. Teilweise ist es dem Brot deutlich anzusehen, dass es schon einmal auf einem anderen Teller lag und dort übrig blieb. Warum als wegwerfen?! - Das Hauptgericht war zwar in Ordnung, aber unsere innere Einstellung hat schon etwas gelitten. Wir zahlen und gehen zügig.

Wir fahren noch ein Stück weiter bis zum Eingang zu den Felsengräbern. Wir zahlen wieder 10 TL Eintritt und die lohnen sich diesmal tatsächlich! Denn vor uns sehen wir ein hohe Felswand, in der Dutzende von Gräbern kunstvoll hineingehauen wurden. Oft an Stellen, bei denen man sich fragt, wie man dort wohl arbeiten konnte. Einige Gräber sind mit tollen Reliefs geschmückt, andere nicht. Unter der Felswand liegen viele Einzelteile von Bauten oder Gräbern mit teils noch gut erhaltenen Reliefs, z.B. Schmuckkanten etc.

Gleich neben den Felsgräbern steht ein relativ großes und gut erhaltenes Amphitheater. Da passten sicherlich einmal eine Menge Leute rein! Wir schauen uns alles in Ruhe an, es sind eigentlich nicht sehr viele Leute auf dem Gelände, aber auch hier wieder praktisch 90% Russen, mit teils völlig unpassender Anzugsordnung und/oder Benehmen.

Nachdem wir alles in Ruhe angeschaut haben, geht es mit unserem Bus weiter. Wir halten nochmal an der Straße oberhalb von Demre und schauen uns das etwas komisch anmutende Stadtbild an. Die Stadt besteht praktisch nur aus Gewächshäusern, die dicht an dicht stehen. Dazwischen mehrstöckige moderne Häuser aller Größen. Laut Mauritz entstand das einfach historisch aus einem Bauerndorf. Erst waren da Höfe und Felder. Danach Höfe und Gewächshäuser, in denen man mehrmals jährlich ernten kann. Dadurch wurden die Bauern reicher und bauten größere Häuser, die man jetzt zwischen den Gewächshäusern sieht.

Gegen 18:00 Uhr kommen wir in Kaş an und fahren in den Ort hinein über eine unfassbar steile Straße. Geschätzt sicherlich 20% Steigung oder sogar mehr. Hochwärts ist das für schwächere Fahrzeuge bestimmt ein Problem. Unser Hotel "Ekiçi" sieht von außen mittelmäßig aus, das Entree ist jedoch sehr nett. Die Zimmer dagegen nicht! Sehr(!) einfach, das Bad gruselig. (P.S. Der Reiseveranstalter Diamir hat hier zugesagt, in Kaş ein neues Quartier zu suchen, um dieses Hotel nicht mehr buchen zu müssen.) Vor dem Abendessen kaufen wir noch Wasser im nahegelegenen Supermarkt und gehen dann in den Speisesaal.

Das Abendessen ist an sich nicht schlecht, wenn das ungemütliche Ambiente in dem Speisesaal nicht wäre und das dreckige Geschirr (fast jeder Teller ist schmutzig!) und Besteck nicht wäre! Um den Tisch herum läuft ständig und ruheraubend ein trotteliger Kellner, stets auf Suche nach benutztem Geschirr, was abgeräumt werden kann. Man muss das oft verteidigen, wenn man es doch noch weiter verwenden will. Evtl. ist in der Küche Geschirrmangel? Jedenfalls gefällt uns das nicht so gut und der Wunsch nach Essen in einem schönen Restaurant im Ort wird laut.

Mauritz empfiehlt uns nach dem Essen die Hideaway-Bar an der Strandpromenade, sein Stammlokal. Wir folgen der Empfehlung gern und gehen durch eine kleine Tür zwischen Geschäften in der Nähe des Hafens nach hinten in einen total gemütlichen Garten mit Bäumen und darunter Couchen und Sesseln und guter Musik: Blues und Rock. Dazwischen ein schlitzohriger netter Kellner (er hat einen Trick: wenn man es beim Zahlen nicht passend hat: "macht nichts, bring es mir morgen", also kommt man wieder, mit schlechtem Gewissen...), der uns gern dunkles Efes, frischen Orangensaft und mir noch ein großes Stück Schokotorte serviert. Die Bar ist (für türkische Verhältnisse) nicht billig, aber wir halten es lange, fast bis Mitternacht, aus und sind ab jetzt jeden Abend hier!

 

Türkei / Lykien 2010 - Tag 9

Wanderung Apollonia - Kaş

Alle mit Zimmer zur Straßenseite, auch ich, können abends das Zimmer tauschen und erhalten ruhigere Zimmer in einem anderen Flügel des Hotels! Zumindest das konnte Mauritz für uns erreichen nach Verhandlungen mit dem Hotelmanager. Ich packe also alles wieder ein und lagere die Tasche in Mauritz' Zimmer zwischen.

Nach dem ordentlichen Frühstück (wenn man mal einen sauberen Teller fand) geht es 8:45 Uhr los mit dem Bus in ein Dorf (Name leider unbekannt) nahe der Ruinenstadt Apollonia. Die Ruinen lassen wir heute links (oder rechts?) liegen und gehen den Fahrweg etwas weiter. Wenig später biegen wir an einem Ziegengatter links ab auf einen Wanderweg, der erheblich schwieriger zu laufen ist. Und das wird heute den ganzen Tag nicht anders: Felsen groß und klein, Dornenbüsche unten, Dornenzweigen oben und in der Mitte. Man muss immer 100% konzentriert sein! Dazu ist es wieder sehr warm und wir schwitzen ordentlich. Trinkpausen erwarten wir immer sehnlichst, obwohl Plätze im Schatten dafür rar gesät sind. Wir begegnen einer großen Gruppe (18 Personen) von Wikinger Reisen, die aber nur Bruchteile unserer Strecke wandern. Der Weg geht immer an der Küste entlang und bietet tolle Ausblicke auf das Meer und das Drumherum. Trotz des schwierigen Weges und der langen Strecke ist es heute eine unserer schönsten Wanderungen.

Mauritz erzählte uns schon an den vergangenen Tagen ab und zu von einem "Projektstein", den er auf einer Tagestour hat (er weiß nicht genau welche) und den er jedes Mal ein Stück weiter trägt. Er sei recht groß, aber eben sehr schön. Irgendwann hat er den Stein dann an einer mit einem Auto erreichbaren Stelle und nimmt ihn mit für seinen Garten. Heute war es dann soweit: Wir finden den Projektstein, ein völlig durchlöcherter und wirklich schöner Kalkstein. Mauritz hebt ihn auf und trägt ihn im Laufschritt etwa 300 m weit. Klingt einfach, ist aber bei einem Steingewicht von ca. 20-40 kg und dem vorherrschenden Klima (mehr als 30°C in der Sonne) doch nicht so ganz einfach.

Am Mittag sind wir bei einem Einsiedler und seinem schönen, schattigen Pavillon am Ufer einer Meeresbucht. Er serviert frischen Tee, einige baden im Meer. Sogar eine Dusche und ein WC ist hier! Wir fühlen uns wohl und essen zum Tee unsere Riegel und Kekse und Obst.

Nach der Pause wandern wir noch einmal etwa 2 Stunden, ständig über große Felsen springend, die Küste entlang. Sogar eine kleine Kletterstelle ist "eingebaut". Danach abwärts das Ufer gegenüber von Kaş mit einem kleinen Strand, Restaurant und Hafen. Wir trinken erschöpft ein Bier und warten auf unser Boot, das uns nach Kaş zurückbringen soll. Endlich geht es los bei auffrischendem Wind. Erst innerhalb der schützenden Bucht geht es kurz darauf auf ein etwas offeneres Stück Wasser hinaus, auf dem Wellen vom Mittelmeer direkt in die Bucht von Kaş schwappen. Da wir längs der Wellen fahren, kommt unser Boot mächtig ins Wanken und unser Steuermann hat jede Menge zu tun. Das Wasser ist aufgewühlt und ganz schwarz bei tiefstehender Sonne. Einige Male war es doch etwas knapp mit den Wellen... Wir kommen aber gut im Sonnenuntergang im Hafen von Kaş an und können uns mit viel Drücken und Schieben einen Anlegeplatz zwischen den vielen anderen Schiffen ergattern.

19:30 Uhr Abendessen im Hotel, ganz OK. Wie üblich am Tisch erledigen wir die Planung für die morgige Wanderung und finden wieder mal einen guten Plan! Danach gehen wir wieder in die Hideaway Bar, trinken dunkles Bier und lassen den Tag ausklingen. Ich esse einen Käsekuchen nach amerikanischer Art, also mit ganz cremiger Füllung (Frischkäse?) und dazu eine frisch passierte Erdbeersoße! Uns geht es wieder gut und gegen 22:30 Uhr sind wir zufrieden im Hotel zurück.

Insgesamt waren wir heute etwa 7:45 h inkl. Pausen unterwegs, haben dabei ca. 16,2 km Strecke zurückgelegt und ca. 350 Höhenmeter hoch und ca. 650 Höhenmeter wieder herunter bewältigt.

 

Türkei / Lykien 2010 - Tag 10

Wanderung Phellos - Antiphellos (= Kaş)

Gestern haben wir für heute "eigentlich" nur eine kurze und nicht anstrengende Tour geplant...

Nach dem Frühstück fahren wir 8:45 Uhr los nach Phellos, einer Ruinenstadt in den Hügeln über dem Meer, immerhin ca. 800 m hoch. Kurz vorher kaufen wir in Kaş wie üblich noch Wasser, Obst, Kekse und Riegel ein. Auf einem Fahrweg wandern wir los und sehen nach kurzer Zeit erste Ruinen und ein Stück Stadtmauer. Alles völlig überwuchert im Wald. Es sind keine Ausgrabungen oder erhaltende Maßnahmen erkennbar. Wir streifen durch die Ruinen, finden Sarkophage, die wir aus Kaş schon kennen, zwei jeweils monolithische Hälften, eine untere Wanne rechteckig, darauf ein dachförmiger Deckel. Beides höllisch schwer, rätselhaft, wie das mal bewegt wurde. Die meisten Sarkophage und auch die Gebäude rundum sind bei einem großen Erdbeben zerstört worden. Phellos war früher strategisch und wirtschaftlich wichtiger als der zugehörige Küstenort Antiphellos (= Kaş). Dies änderte sich aber mit der Zeit und so wurde Phellos irgendwann verlassen.

Von Phellos aus wandern wir hinunter nach Kaş. Klingt einfach, ist es aber nicht. Erst ein Abstieg auf die Hochebene (auf ca. 450 m Höhe) unterhalb Phellos und oberhalb der Steilküste über Kaş. Am Wegesrand, wie auch schon Tage zuvor, große Zwiebelblüten aus großen Zwiebeln in der Erde. Die Blüten sind oft mehr als einen Meter hoch und haben sehr schöne weiße Blütenstände. Auf einem breiten Waldweg, der auch als Waldbrandschneise dient, verlaufen wir uns kurz, finden dabei aber einen schönen schattigen Mittagspausenplatz, der uns sonst verborgen geblieben wäre. Dann aber richtig weiter und stets in der glühenden Sonne auf einer Ebene aus Ziegenweiden und Nichts. Nur von der Trockenheit gerissene Erde und vertrocknetes Gras. Wir wundern uns, was die Ziegen, die wir sehen, denn hier fressen sollen. Ca. 14:30 Uhr erreichen wir den Rand der Steilküste und haben vor uns Kaş mit der Bucht drumherum und davor die griechische Insel Kastelorizo (türk. Meis). Wir genießen eine Weile den Blick und versuchen, das zumindest teilweise fotografisch einzufangen.

In einem zügigen Abstieg überwinden wir ca. 400 Höhenmeter in weniger als 1 Stunde. Kurz ins Hotel und weiter mit dem Bus zu einer Badebucht neben dem Ort. Das Wasser ist hier gar nicht so ruhig wie in unseren letzten Buchten, sondern sogar recht wild. Mit etwas Geschick schafft man es ins türkise Wasser und kann sogar etwas schwimmen zwischen hohen Wellen, die einen bald wieder ans Ufer katapultieren. Wir essen etwas im Restaurant "FİGEN Plaj Restaurant Bar" am Ufer der Bucht. Sehr nette Wirtsleute, die sich sehr bemühen. Sehr gutes Essen, auch wenn wir lange warten müssen wegen sehr vieler anderer Gäste.

Abendessen mal nicht im Hotel, sondern im Restaurant "Teras", etwas erhöht liegend, mit schöner Terrasse mit Blick auf das Meer und den Hafen. Das Essen ist gut, die Bedienung auch. Für türkische Verhältnisse ist es aber eher ein teures Restaurant. Und natürlich genießen wir heute unser Abendbier im Hideaway. Das hätte ich jetzt auch nicht mehr erwähnen müssen...

Insgesamt waren wir heute etwa 5:25 h inkl. Pausen unterwegs, haben dabei ca. 13,8 km Strecke zurückgelegt und ca. 200 Höhenmeter hoch und ca. 950 Höhenmeter wieder herunter bewältigt.

 

Panorama von Kaş, vom Klippenrand gesehen

Panorama von Kaş, vom Klippenrand gesehen

 

Türkei / Lykien 2010 - Tag 11

Bootstour von Üçağız, rund um Kekova

Heute mal nicht wandern, sondern eine Bootstour!

Mit dem Bus geht es nach dem Frühstück nach Üçağız, wo unser Boot schon auf uns wartet. Und gleich geht es los mit unserem Boot, das "Bayindira II" heißt, das Meer ist ruhig und das Wetter prima. Entlang der Küste fahren wir nur ein kleines Stück und legen gleich wieder an dem Dorf Kale an, welches nur vom Wasser aus erreichbar ist. Über dem Dorf eine große Festung, Simena. Wir laufen durch das kleine, beschauliche Dorf und auch hoch zur Festung. Wie wir es schon von Chimaera kennen, ist die Stelle zum Zahlen des Eintritts zu ungeschickt gelegen, sodass zahlreiche Eingänge zur Festung frei zugänglich sind. Nur ein Weg vom Dorf aus ist kostenpflichtig. Uns leuchtet das Konzept nicht ein... So besichtigen wir neben der Festung eine Menge Sarkophage auf einem Hügel, daneben riesige alte Olivenbäume, sicherlich einige Hundert oder sogar tausend Jahre alt und wunderschön.

Wieder unten am Hafen zurück aufs Boot und weiter geht es Richtung Kekova, einer Insel, an deren Ufer viele versunkene Ruinen zu besichtigen sind. Während eines großen Erdbebens sind hier große Teile des Erdbodens zwischen 2 und 6 Meter abgesackt und haben Hafenanlagen und Häuser unter Wasser verlagert. Auch Übergänge zwischen jetzt einzelnen Inseln verschwanden im Meer. Tauchen ist verboten, Boote müssen eine Mindestgeschwindigkeit einhalten. Wir sehen dennoch im klaren Wasser einige interessante Dinge.

Wir ankern in einer Badebucht, wo schon viele andere Boote liegen. Es ist recht eng hier, aber wir baden trotzdem gern. Zwischen den großen Booten pendelt ein kleines Motorboot und verkauft Eis. Wir verabschieden uns aber bald wieder, denn es ist doch nicht so toll hier. Weiter geht es die Küste entlang. Eigentlich ist ein Halt im "Aquarium" geplant, einem natürlichen flachen Becken mit vielen Fischen, bestens zum Schnorcheln. Aber die Wellen sind zu hoch. Weiter geht es in eine viel schönere, geschützt liegende Bucht, ruhiges Wasser, außer uns nur noch ein großes Segelboot. Wir ankern, baden, schnorcheln und unsere Schiffsbesatzung kocht und grillt das Mittagessen. Denn wir haben sogar einen Holzkohlegrill dabei. Kurz darauf gibt es gegrilltes Hähnchen, dazu Reis, Salat und einen tollen Nudelsalat mit frischer Joghurtsoße. Wir essen alles auf, hungrig vom Baden und der frischen Luft. Danach Siesta. Die Strapazen der letzten Tage machen sich bemerkbar: wir sinken sofort in den Schlaf auf schattigen Liegeflächen überall auf dem Boot. Wir fühlen uns wunderbar und diese Abwechslung vom Wandern tut allen gut. Vor dem Ankerlichten vielleicht nochmal baden, Tee trinken, schwatzen.

Dann geht es ca. 15:30 Uhr zurück zum Hafen. Unser Ankerplatz ist sehr eng. Trotz eifrigem Drücken und Schieben kommen wir nicht in die Lücke. Also einen anderen Platz suchen. Endlich geschafft, runter vom Boot und rein in den Bus und zurück nach Kaş. Dort noch Wasser kaufen und zum Abendessen, was heute wirklich gut ist. Z.B. gibt es angebratene Auberginen in Joghurtsoße. Ein Gedicht!

Wir planen noch die Wanderungen für morgen und übermorgen und bewegen uns Richtung Hideaway. Davor noch Geld abheben und ein Eis essen an einem Stand, wo es dazu frisch gemachte Waffeln gibt. Sehr gut. Im Hideaway mal keinen Kuchen, dafür aber frischen Mehrfruchtsaft. Gegen 23:00 Uhr gehen wir sehr zufrieden mit dem Tag ins Bett.

 

Türkei / Lykien 2010 - Tag 12

Wanderung Apollonia - Üçağız

Die heutige Wanderung ist die letzte im Programm und obwohl wir eigentlich frisch und erholt sind nach der gestrigen Bootstour, gelüstet es uns nicht nach einer schweren, sondern eher nach einer leichten Abschlussroute. Und da schwer und leicht stets im Auge des Betrachters oder eher Bewanderers liegen, diskutieren wir gestern abend noch angeregt mit Mauritz, ob er jetzt Mauritz-Stunden meint, die wir unterwegs sind oder normale Stunden... Jedenfalls fanden wir eine tolle Lösung:

Gegen 8:30 Uhr geht es nach dem Frühstück mit dem Bus los nach Apollonia, in deren Nähe wir ja schon einmal waren. Nun besuchen wir die Ruinen aber und wandern vom Fahrweg aus querfeldein über steinübersäte Ebenen und zu einem Anstieg, wo überall das Laufen schwer fällt: stochastisch verteilt, kein Fußbreit Platz dazwischen sind Schottersteine überall. Weiter oben wird es besser und wir sehen Sarkophage, lykische Ruinen und auf den lykischen Ruinen wieder etwas besser erhaltene byzantinische Ruinen aufgesetzt. Schöne Ausblicke ins Land herum. Zwischen den Ruinen überall Olivenbäume, wie gestern schon teilweise hunderte Jahre alt. Obwohl das Wetter wieder blendend ist, erscheinen am Horizont über den Bergen erste Wolkenfelder, die wir bisher auf unserer Reise noch nicht sahen. Erleben wir doch noch Regen?

Nach einigen Rundgängen durch die Ruinen und wie immer guten Erklärungen von Mauritz, wie auch schon auf den vergangenen Wanderungen, verlassen wir die Stätte und wandern bergab bis zum Meer hinunter. Die Strecke ist größtenteils wirklich schwierig zu laufen. Erst der oben erwähnte Schotter, dann überall Felsen und Dornenbüsche im Wechsel. An den Felsen kann man sich meist nicht abstützen oder festhalten, weil es extrem scharfkantige Kalksteine sind. Wir treffen auf dem Weg einen alten Mann mit seinem Esel. Er sammelt Johannisbrotbaum-Früchte und macht daraus Sirup. Diesen Baum und seine Früchte fanden wir schon auf der ersten Wanderung. Seine großen, dunkelbraunen Schoten kann man aufbrechen und kauen, sie schmecken dann etwas süß. Ist aber nicht jedermanns Sache. Die Schoten werden gekocht und der Sud zu Sirup eingekocht und verkauft.

Mittagspause machen wir an einigen Häusern, die verlassen in der Landschaft stehen. Wir erfahren, dass sie schon seit 90 Jahren leer stehen und nun von den Hirten als Lagerräume genutzt werden. Vorher waren es Wohnhäuser von Bauern. Schon auf einigen vorangegangenen Wanderungen sahen wir ab und zu Überreste, d.h. kaum erkennbare Ruinen und ehemals angepflanzte Olivenhaine an den Hängen der Mittelmeerufer. Sie wurden verlassen, weil Klimaveränderungen, z.B. immer länger werdende Trockenperioden eine Landwirtschaft nicht länger zuließen.

Wir erreichen das Meeresufer entlang eines dicken Mauerrestes, Teil einer großen Befestigung direkt bis zum Wasser. Aber wir müssen noch einmal zurück, denn direkt am Ufer gibt es keinen Weg. Mitten im Gestrüpp begegnen uns kleine Wildschwein-Frischlinge und wir schauen, dass wir hier wegkommen, denn die Mutter wird nicht weit sein! Einige Hundert Meter weiter kommen wir an ein recht stylisch anmutendes Anwesen namens "Purple House", eine Einkehr für Wanderer, auch Übernachtungsmöglichkeit. Einer der Inhaber ist ein Türke aus Bottrop. Wir gehen aber weiter über den Isthmus der Halbinsel und machen erst wieder an der nächsten Kneipe an einer Anlegestelle halt. Dort trinken wir etwas und essen die letzten Vorräte auf. Plötzlich öffnet Mauritz seinen Rucksack und präsentiert uns eine Melone! Die hatte er die ganze Zeit dabei und schleppte sie für uns mit. Wir teilten sie auf und bedankten uns herzlich für diese Überraschung.

Wir schwatzen noch ein Weilchen und warten, denn unsere Wanderung ist hier zuende! Für den Rest des Weges organisierten wir unser Boot von gestern noch einmal, dass es uns von hier zu Hafen von Üçağız bringt, wo Ibrahim mit dem Bus auf uns wartet. Diese Extratour kostet uns insgesamt 150 TL, was eigentlich schon sehr teuer ist für das kleine Stück. Aber wir sind 10 Leute, sodass das halb so schlimm ist.

Gegen 19:00 Uhr gehen wir auswärts essen in ein Restaurant in der zweiten Reihe hinter der Promenade. Nur Touristen dort, ich esse einen Kebab, der mich aber nicht so richtig überzeugt. Der Kellner dort kann als Kunststück aus zwei Bierflaschen gleichzeitig in zwei Gläser einschenken, indem er alles zusammen geschickt mit den Händen einklemmt.

Natürlich ein letztes Mal ins Hideaway, wo fast alle den phantastischen Käsekuchen probieren und am liebsten die Teller ablecken würden! Danach noch eine kurze Tour durchs nächtliche Einkaufsparadies Kaş auf der Suche nach Mitbringseln aller Art.

Insgesamt waren wir heute etwa 4:45 h inkl. Pausen unterwegs, haben dabei ca. 8,8 km Strecke zurückgelegt und ca. 100 Höhenmeter hoch und ca. 450 Höhenmeter wieder herunter bewältigt.

 

Türkei / Lykien 2010 - Tag 13

Reisetag Kaş - Antalya, Phaselis

Mit unserem Bus geht es 9:00 Uhr zurück nach Antalya. Die Nacht war kurz wegen laut feiernden Gästen am Hotelpool bis 2:00 Uhr.

Wir haben eine recht lange Fahrt auf der Küstenstraße vor uns, die wir mit ein paar Stopps auflockern wollen.

Nach ca. 2 Stunden Fahrt halten wir an einem Imbiss, wo es ganz frische Wraps gibt, von einer Frau in einer Ecke in Windeseile fabriziert. Als Füllung gibt es Spinat, Fetakäse mit Kräutern oder Kartoffelschab. Wir nehmen fast alle den Fetakäse, der sich aber als sehr trocken herausstellt.

Nach einer weiteren halben Stunde Fahrt sind wir in Phaselis, wo es einige bekannte Ruinen gibt und mitten drin eine Badestelle. Beides wollen wir nutzen. Ausnahmsweise sind diese Ruinen mal archäologisch erschlossen und in einem ganz guten Zustand. Sehr schön gelegen am Meeresufer. Wir wandeln auf einer großen ehemaligen Hauptstraße, betrachten erhaltene Fußbodenmosaiks und bestaunen das einmalig gelegene Amphitheater mit tollem Blick auf die Berge, u.a. den Tahtali, der aber heute in Wolken liegt. Überhaupt haben die Wolken erheblich zugenommen in den letzten Tagen. Wir hatten ja überwiegend wolkenloses Wetter und eine Wolke hätten wir gern einmal gehabt als Schattenspender.

Einige baden, ich nicht und sitze dafür in der Sonne. Ibrahim und Mauritz bauen sich aus einem großen Brett und einem Felsen eine Wippe und albern herum.

Gegen 13:15 Uhr geht es weiter und ca. 14:30 Uhr sind wir schon in Antalya und checken ins Hotel ein. Viele Zimmer sind noch ungeputzt und das soll auch so bleiben bis zum späten Abend. Das Hotel "Argos" spart extrem an Personal auf Kosten der Gäste, sodass sämtliche Zimmer (und das sind nicht wenige!) nur von einer einzigen, bemitleidenswerten Frau betreut werden.

15:00 Uhr haben wir einen Termin im benachbarten Hammām, genauer gesagt im "Tarihi Balık Pazarı Hamamı" keine 50 Meter vom Hotel entfernt! Mauritz organisierte das von Kaş aus und extra am Nachmittag. Dann sei nicht viel los und wir seien unter uns. Das ist auch so und wir schwitzen kräftig im lauen Dampfbad, werden danach massiert und gepeelt und begossen. Anschließend noch eine kräftige Reinigung mit Kernseifenflocken und viel Seifenschaum, verbunden mit einer Massage. Als Abschluss einen Apfeltee. Wir sind begeistert und erholt und staunen über unsere Haut, seidenweich und porentief rein!

Zurück ins Hotel gegen 16:45 Uhr, umziehen und noch einen Rundgang durch die Altstadt. Wir trinken ein Bier auf der Terrasse eines sehr schönen Restaurants mit Meerblick und auf den Sonnenuntergang im Westen. Ein schöner Abschluss.

19:00 Uhr Abendessen im Hotel, was nicht so schön ist. Alles kalt und es hätte wohl auch warm nicht geschmeckt. Wir sind bedient und gehen zurück in das Restaurant, wo wir den Sonnenuntergang sahen. Dort noch ein bisschen schwatzen, Mauritz spendiert aus schlechtem Gewissen noch einen Snack für alle aus eigener Tasche. Danach noch einen Rundgang durch die Stadt, ein bisschen shoppen und ein Eis essen. Gegen 23:00 Uhr sind wir im Bett, die letzte Nacht in der Türkei.

 

Türkei / Lykien 2010 - Tag 14

Reisetag Antalya - München - Fürth

9:00 Uhr fahren wir vom Hotel ab nach einem wieder recht erbärmlichen Frühstück.

Obwohl mein Flug etwas später geht, fahre ich mit dem Gros der Gruppe zum Flughafen. Am Flughafen dann die Frage: Welches Terminal? Denn Mauritz hat zwar eine Liste aller Flüge samt Zielfughafen, aber keine Information, von welchem Terminal die starten. Denn es gibt drei Terminals: eines für Inlandsflüge, dort laden wir alle aus, die über Instanbul nach hause fliegen. Und dann zwei internationale Terminals, bei denen nicht klar ist, welcher Flug wo abgeht. Am Ende stellt sich heraus, dass ich als einziger am Terminal 1 nach München fliege. Ich verabschiede mich also von allen und auch von Mauritz.

Nach etwa 2,5 Stunden Flug mit einer Boeing 737-800 von SunExpress pünktliche Landung 17:20 Uhr in München. Das gepäck kommt auch mit und die S-Bahn steht auch abfahrtbereit am Bahnsteig! Auf dem Hauptbahnhof erwartet mich der Oktoberfestwahnsinn. Es ist Samstagabend und der ganze Bahnhof voller Oktoberfestbesucher, die wenigsten nüchtern. Dazwischen, etwas verloren wirkend, einige normale Reisende. Der ICE fährt pünktlich und bringt mich nach Nürnberg, wo es schon wieder laut ist. Denn der 1. FCN hatte ein Heimspiel gegen Schalke 04...

Gegen 22:00 Uhr bin ich wieder zuhause.