Ecuador 2002/2003

In 17 Tagen quer durch Ecuador. Wandern im Hochland der Anden, Urwald, Pazifikküste, Quito. Alles kurz, aber trotzdem prägnant. Nie langweilig, immer interessant. Aber auch nichts für den Bergsteiger-Puristen oder Leute, die komfortfrei reisen wollen.

Die Gruppenreise mit 16 Personen wurde organisiert von Hauser Exkursionen (Deutschland) in Zusammenarbeit mit der örtlichen Agentur Campus Trekking. Unser Reiseleiter war Benno Schlauri, ein freischaffender Bergführer, der seit einigen Jahren in Ecuador lebt und diese Tour in absolut perfekter und souveräner Art begleitete und auch durch seine menschlich sehr angenehme Weise zu einem unvergesslichen Erlebnis machte.

"Gefunden" habe ich die Reise mit Hilfe von Frau Schiebe und ihrer Reiseagentur, die sich dafür ungewöhnlich engagierte, vielen Dank. Eine fast genau gleiche Reise (etwas länger) wird in Deutschland auch noch von Wikinger Reisen angeboten.

Übersichtskarte Ecuador

Übersichtskarte Ecuador

 

Weitere Infos zu Ecuador sind hier zu finden:

 

Ecuador 2002/2003 - Tag 1

Reisetag Freiburg - Frankfurt - Amsterdam

Pünktlich um 9:56 Uhr geht es los, ab Freiburg mit einem ICE3, ich habe einen guten Platz in einem Abteil der 2. Klasse, was aber irgendwie wie 1. Klasse aussieht. Der Zug besteht ganz komisch aus zwei Einzelteilen, sodass man nicht von ganz vorn nach ganz hinten durchlaufen kann.

Nach einem schönen Weihnachtsfest bin ich noch etwas in Gedanken über die letzten Tage, aber eigentlich bin ich guter Dinge und gespannt auf die nächste Zeit.

Im Zug sitzt mir eine Dame gegenüber, die in einem Reiseführer über Lissabon schmökert und wie ich ab Frankfurt fliegt. Sie war noch nie dort am Flughafen und so lotse ich sie mit mir zusammen zum Terminal 2 mit dem Shuttle, wo auch sie abfliegt mit Iberia. Am Flughafen in Frankfurt treffe ich vor dem KLM-Schalter eine andere Rucksacktouristin, die von ihren Eltern gebracht wird. Erst denke ich, sie ist auch von Hauser, sie gehört aber zu einer Wikinger-Ecuador-Reise, die ganz ähnlich ist, aber bis 16.1. geht. Etwas später treffe ich dann doch noch eine Dame aus meiner Gruppe, die mit mir nach Amsterdam fliegt. So habe ich dort wenigstens Gesellschaft, schließlich haben wir in Amsterdam über 6 Stunden Aufenthalt. Auch wenn ich ganz gern in meinem neuen Buch "Die Entdeckung des Himmels" gelesen hätte, ist mir eine Unterhaltung doch etwas lieber.

Im Flugzeug nach Amsterdam, einer Fokker 70 (KLM Cityhopper) sitze ich in der allerersten Reihe hinter dem Cockpit, der Flug ist super und dauert nur 50 min., die Landung kaum merkbar und supersanft. In Amsterdam zum Gate E18, ganz weit draußen und auch weit weg von den Geschäften und anderen Ablenkungen auf dem Amsterdamer Flughafen Schiphol, der mir wirklich gut gefällt. Gegen 18:00 Uhr trifft die nächste Teilnehmerin aus München ein. Dann eine ganze Weile nichts, ich tingele durch den Flughafen, esse etwas und schaue mir ein Mini-Museum mit Gemälden und anderem an, was im Flughafen aufgebaut ist.

Gegen 23:30 Uhr fliegen wir endlich mit etwas Verspätung ab, weil einer der Anschlussflüge Verspätung hatte. Eine MD11 von KLM bringt uns erst mal in etwas weniger als 10 Stunden nach Bonaire, einer kleinen Insel der Antillen, vor der Küste Venezuelas. Ich habe einen guten Platz in der linken Zweierreihe am Gang, neben mir eine Ecuadorianerin. Die Reisegruppe, die sich so nach und nach in Amsterdam am Gate einfand, ist auf den ersten Blick mittelmäßig schrecklich. Die Altersstruktur ist wie bei meiner letzten Hauser-Reise etwas oberhalb von mir, sprich, ich bin wohl der Jüngste der Gruppe. Aber es gibt auch Lichtblicke.

 

Ecuador 2002/2003 - Tag 2

Reisetag Amsterdam -Bonaire - Guayaquil - Quito

Nachts im Flugzeug gelingt es mir sogar, etwas zu schlafen, ich träume dabei verrückte Dinge und auch welche, die mich danach noch etwas beschäftigen. Eigentlich ist es ja selten, dass man sich an Träume erinnern kann, aber diesmal klappte es. Und mir fallen meine Pläne bzw. das, was ich mir für das nächste Jahr vorgenommen habe, ein und ich frage mich, wie viel ich davon wohl schaffen kann.

Bei der Zwischenlandung auf Bonaire am frühen Morgen Ortszeit dürfen wir kurz aussteigen, schwülwarme Karibikluft schlägt uns entgegen, eine Wohltat nach der trockenen Air-Condition-Luft im Flugzeug. Ich bin etwas müde, obwohl ich kurz vor der Landung schon gut mit meiner Nachbarin ins Gespräch kam. Wir radebrechen beide auf Englisch, aber wir verstehen uns gut. Sie steigt in Guayaquil aus und war seit 12 Jahren nicht mehr in Ecuador, weil sie in Belgien wohnt. Einige Zeit vor der Landung in Guayaquil kommt noch eine andere Ecuadorianerin zu meiner Nachbarin, auch mit ihr komme ich ins Gespräch, wobei zu Tage tritt, dass sie deutsch mit schweizerischem Dialekt spricht und in Basel wohnt. Eine echte Überraschung! Sie warnt mich noch vor den Dieben in Ecuador, dann steigt auch sie in Guayaquil aus.

Dort werde ich mit einigen anderen in die leere Business Class umquartiert, weil die Sitzordnung für die Zusteigenden umorganisiert wird. Ich bin sehr froh, denn dort ist so viel Platz! Da kann man sich dran gewöhnen, auch wenn die Kosten eigentlich wirklich nicht von schlechten Eltern sind. Doch diesmal braucht mich das nicht zu interessieren. Wir kriegen noch mal etwas zu trinken in echten Gläsern.

In Quito, wo wir gegen Mittag Ortszeit ankommen, warte ich mit einigen anderen sehr lange auf das Gepäck, weil das Förderband ständig blockiert ist und stehen bleibt. Doch endlich ist es da, unser Reiseleiter Benno begrüßt uns und wir können ins Hotel fahren. Der Bus (nach meiner Afrika-Reise achte ich auf sowas ein wenig genauer) ist gut, sehr bequem und durch uns nicht voll besetzt.
Im Hotel "Charles Darwin", was sehr schön und gemütlich ist, haben wir eine halbe Stunde Zeit zum Duschen, dann geht es zur Stadtbesichtigung.

Der Stadtrundgang ist sehr interessant und wir haben gutes Wetter bei ca. 20 Grad, Benno erzählt gut und macht auch insgesamt einen guten Eindruck. Wir sehen unglaublich prachtvolle Kirchen der spanischen Eroberer, strotzend vor Inka-Gold. Darin aber auch viele sehr gläubige Menschen, ich traue mich nicht zu fotografieren und lasse ihnen ihre Ruhe. Wir sehen u.a. Rosenverkäufer, denn Ecuador ist einer der größten Rosen-Exporteure der Welt, die Blüten sind wirklich toll und riesig. Und so preiswert, ein ganzer, großer Strauß kostet um US$ 1.

Danach essen wir in einem kleinen Restaurant, fast alle essen die Spezialität des Hauses, riesige Fleischspieße und ich probiere dazu einen der ecuadorianischen Säfte, die mich noch öfter in Verzückung versetzen werden. Allesamt ganz frisch und sehr fruchtig. Eigentlich ist es das Mittagessen, für uns jedoch dank Zeitverschiebung (+6 Stunden) das Abendessen, alle sind nah am Verhungern und todmüde.

Im Hotel gibt es noch eine erste allgemeine Tourbesprechung mit allen möglichen Tipps und Tricks und einen Willkommenstrunk, eine Art Glühwein, allerdings aus Fruchtsaft, schwarzem Tee, Zucker, Zuckerrohrschnaps und Zimt mit Namen ..., wirklich sehr lecker. Danach gibt es noch eine kleinere Runde mit einheimischen Bier, in Flaschen mit 587 ml, was auch noch "Pilsener" heißt. Es ist eigentlich recht gut, mir aber nicht herb genug, deshalb lasse ich es.

Auf dem Weg in mein Zimmer treffe ich noch zwei Niederländer, die gerade einen Hotelangestellten fragen, wie es denn mit Internet sei. Er geleitet sie in den Keller an einen PC, ich gleich hinterher. Nach einigem Hin und Her und Telefonaten und meiner Hilfe bei der Eingabe des Passwortes für das DFÜ-Netzwerk läuft es und wir brauchen nichts zu bezahlen! Ich schreibe an einem ziemlich modernen HP-PC mit einem spanischen Windows XP (wo ist bloß die OK-Taste?!) ein paar e-Mails und schlafe völlig erschlagen ein.

 

Ecuador 2002/2003 - Tag 3

Marktbesichtigung in Sonoquil, Wanderung am Pasochoa-Krater

Nach einem netten Frühstück, was typisch ecuadorianisch nur aus Weißbrot, Butter und Marmelade und ein paar Früchten bestand, machen wir uns nach Pasochoa auf, einem ehemaligen Vulkankrater, der aber kaum als solcher erkennbar ist und wo man gut wandern kann.

Auf dem Weg machen wir mehrmals Station, einmal an einer schönen Aussichtsstelle über Quito, dann bei der örtlichen Agentur "Campus Trekking", die alles organisiert, wir sehen ein herrliches Anwesen in der Nähe von Quito und die niederländische Chefin, die uns begrüßt.

Dann noch eine Station auf dem dörflichen Markt von Sonoquil, der wirklich einen Besuch wert ist. Überall frische Früchte, alles sehr sauber und ordentlich, die Qualität der Waren ist erstaunlich gut. Es gibt z.B. geschälte Knoblauchzehen oder geputzte Zwiebeln, frisch gemahlenes Mehl und Rosen. Aber es gibt auch frisches Spanferkel, eine Spezialität in Ecuador, am Straßenrand stehen sie zu Dutzenden aufgereiht im ganzen Stück, mit Kartoffeln und Kochbananen, auf den Pickups daneben liegt schon (lebend) der Nachschub, etwas makaber das Ganze und nichts für Vegetarier.

Auf dem Markt werden einigen von uns im Gehen die Hosenbeine mit Rasierklingen aufgeschlitzt, um an evtl. Inhalte der Oberschenkeltaschen unserer Trekkinghosen zu gelangen. Teilweise geht der Schnitt bis auf die Haut. Die Standbesitzer alarmieren sofort die Polizei, ohne uns etwas zu sagen, sodass wir am Ende überrascht sind, als uns Polizisten ansprechen und sagen, dass sie bescheid wüssten und sich um die Diebe ohne Beute kümmern.

In Pasochoa angekommen, wandern wir in einem dichten Nebelwald auf schmalen Pfaden aufwärts, der Wald besteht fast ausschließlich aus Bambus, darauf Bromelien, die teilweise sogar blühen. Es ist teilweise sehr steil, die Ersten kommen schon ins Japsen, denn wir sind immerhin schon 3200 m hoch.

Dann fängt es auch noch an zu regnen und als es stärker wird, brechen wir den Aufstieg ab und kommen irgendwann klitschnass wieder am Bus an. Kaum trockner, kommen wir gegen 16:30 Uhr ins Hotel zurück und hängen erst mal alles zum Trocknen auf, denn morgen geht es ja in die Anden.

Auf dem Heimweg nimmt auch noch unser Bus Schaden, als wir auf einer schmalen Straße beim Vorbeirangieren an einen LKW stoßen und dabei zwei Seitenscheiben eingedrückt werden.

Am Abend gehen wir alleine essen, denn Benno übernachtet bei seiner Familie in der Nähe von Quito. Aber da Sonntag ist, sind die meisten Restaurants in Quito geschlossen. In der Not landen wir in einer Pizzeria, wo sich die Belegschaft über unseren Besuch freut und uns nach kurzer Zeit 16 frische Pizzen kredenzt, die teilweise nicht schlecht sind.

 

Ecuador 2002/2003 - Tag 4

Marktbesichtigung Latacunga, Fahrt zur ehemaligen Bahnstation Urbina

Morgens schaffen wir fast unser gesamtes Gepäck (außer einigen Dingen, die wir im Hotel lassen können, bis wir wieder in Quito sind, z.B. die Klamotten für die Heimreise) in den Bus und verlassen Quito, erst mal in Richtung Latacunga, wo wir noch einen Markt besichtigen wollen. Diesmal mehr Klamotten, wobei alle Markenartikel zu 100% gefälscht sind. Plötzlich ein großer Menschenauflauf in einem der Gänge, es wird von Überfall gemunkelt. Doch es ist was ganz andres, denn eines unserer Gruppenmitglieder hat einen epileptischen Anfall, den ersten ihres Lebens! Die Marktbesucher sind wieder sehr freundlich und hilfsbereit und zeigen uns gleich den Weg zum Krankenhaus, was durch Zufall direkt neben dem Markt und nur ein paar Meter entfernt ist. Dort ist die Versorgung auch gut, wir warten alle, was denn nun ist. Es gibt gleich Medikamente und auch ich kaufe welche in einer Drogerie für meine Erkältung, die ich seit einigen Tage mit mir rumschleppe.

Mittag gibt es in einem tollen Hotel am Wegesrand, alles sehr malerisch, aber menschenleer. Wir stoppen noch zwei Mal, erst mal an einem Stand, wo es Puppen für Silvester zu kaufen gibt für einen Brauch in Ecuador, wo man eine Puppe aus Stoff, und Sägespänen, teilweise mit Silvesterknallern gefüllt und einem richtigen Gesicht in fast Lebensgröße verbrennt. Vorher bekommt die Puppe einen Namen, z.B. von jemandem, den man nicht leiden kann. So soll Altes vergessen werden.

Dann halten wir noch an einem Supermarkt für allerlei Besorgungen, auch für Silvester. Für einen Geburtstag am 30.12. kaufen wir noch die Zutaten für Caipirinha, die wir in den Anden machen wollen. Leider fehlt das Eis, aber es muss sein!

Unser nächstes Ziel ist die ehemals höchstgelegene Bahnstation Ecuadors, Urbina, die jetzt nach Stilllegung der Bahnstrecke eine Bergwanderhütte ist, urgemütlich und sehr gut geführt von Rodrigo, einem Bergführer.

Obwohl nicht für alle Einzelzimmerbesitzer eines da ist, bekomme ich doch eines und bin froh drüber. Nach der Ankunft gibt es Tee und Plätzchen an einer langen Tafel. Die Landschaft um die Bahnstation ist malerisch und überwältigend und wird vom Chimborazo dominiert, an dessen Fuße wir uns befinden. Rechts daneben der Carihuairazo, den bald einige von uns besteigen wollen. Man merkt die Höhe von ca. 3600 m beim Treppensteigen, wonach einem etwas schwindlig wird.

Nach dem Abendessen und einer Darbietung einer Folklore-Musikgruppe, die wirklich toll und stimmungsvoll ist und wobei uns die Hüttenbetreiber zum Tanzen treiben, bis uns allen richtig warm ist und die Hütte vibriert, machen wir uns an die Caipirinha, es reicht für alle, auch fürs Küchenpersonal und andere Wanderer, die in der Hütte sind.

Ich nehme Aspirin gegen die Erkältung, aber man sagt, sie hilft auch gegen die Höhenkrankheit, weil das Blut dadurch flüssiger bleibt.

 

Ecuador 2002/2003 - Tag 5

Wanderung zum ersten Zeltlager

Die Nacht in der Bahnstation war kalt, aber gut, obwohl meine Erkältung schlimmer wird. Es gibt sogar einen Heißwasserboiler, dem ich etwas warmes Wasser zum Zähneputzen entringen kann. Danach fotografiere ich etwas im Morgenlicht in der Hoffnung auf Erfolg, weil das Licht einfach phantastisch ist. Aber die Ergebnisse sind nicht so berauschend, weil der Film nicht empfindlich genug ist.

Bald nach dem Frühstück geht es los zum ersten Zeltlager in ca. 4100 m Höhe.
Vorher packen wir unsere Sachen, einiges haben wir im Bus zurücklassen können für die Zeit nach den Anden. Was wir hier nicht brauchen, müssen auch die Pferde nicht schleppen, die alles für unsere beiden Zeltlager transportieren.

Wir wandern im Abraspungu-Tal erst über Wirtschaftswege vorbei an Feldern und Viehkoppeln, alles ist sehr ordentlich und sauber und kein Unkraut ist zu sehen. Am Wegesrand spinnen die Frauen Lamawolle oder warten mit Eimern voller Milch auf den Milchwagen. Wir sehen wirklich echte Cowboys, die Kühe in Wild-West-Manier aus einer Koppel treiben und allerlei andere interessante Dinge. Genug Zeit dazu haben wir, denn wir wandern im absoluten Schneckentempo wegen der großen Höhe und den ca. 400 Höhenmetern, die wir heute zurücklegen müssen.

Später wird der Weg beschwerlicher und kaum noch erkennbar, dazu wird es richtig steil und wir machen mehr Pausen, als wir uns bewegen. Ca. 14:00 Uhr finden wir das Lager, es ist absolut malerisch gelegen. Wir beziehen unsere Zelte, die schon fertig aufgebaut sind, die Küche ist in Betrieb und bald gibt es Tee und Kuchen, der ebenso phantastisch ist. Eine Art Früchtekuchen, extrem saftig und gut und nicht so süß.

Gegen 18:00 Uhr Ortszeit und damit zu Mitternacht deutscher Zeit feiern wir Silvester, weil wir am nächsten Tag früh aufstehen müssen und doch alle sehr müde und kaputt sind. Für alle eine Premiere, Silvester bei Tageslicht! Es gibt Sekt und Wunderkerzen, aber es kommt doch keine richtige Silvesterstimmung auf. Nach dem Abendessen, was wieder allerköstlichst ist, fallen wir alle in unsere Zelte.

Chimborazo und Caihuairazo im Megapanorama

Chimborazo und Caihuairazo im Megapanorama

 

 

Ecuador 2002/2003 - Tag 6

Wanderung zum zweiten Zeltlager

Nach einer frostigen Nacht, in der ich so gut wie nicht schlief, dies jedoch nicht an meinem zu dünnen Schlafsack (lt. Hersteller tauglich bis +5°C), sondern eher an der zu dünnen Luft und an meiner Erkältung lag, frühstücken wir vollkommen himmlisch und malerisch unter freiem Himmel mit Blick auf den Chimborazo bei strahlendem Sonnenschein. Schon jetzt ist Sonnenschutz alles, meine Sonnencreme mit LSF30 ist eigentlich nicht ausreichend. Schließlich sind wir nahe dem Äquator UND in über 4000 m Höhe.

Obwohl alles gefroren ist, gibt es Schüsseln zum Waschen mit warmem Wasser, sie werden sogar vor die Zelte gebracht! Gegen 8:30 Uhr brechen wir zur zweiten Etappe unseres Trekkings auf, es geht schon viel leichter als gestern. Und wir haben heute nicht so viele Höhenmeter zu bewältigen, da das nächste Lager etwa gleich hoch ist und wir auf dem Wege nur etwas weiter um den Chimborazo herum wandern.

Die Mittagspause gibt es mitten in den Anden, es erwarten uns zwei Köche mit einem riesigen Topf Suppe und einem Winzig-Buffet mit Spießchen!!! Oliven und Partywürstchen und Brötchen und Wurst und Käse. Aber kaum einer nimmt davon etwas, alle essen wie verrückt die Suppe, teilweise drei Schüsseln. Sie ist aber auch sehr gut. Die Köche geben sich wirklich große Mühe und sind auch immer gut gelaunt! Wir erfahren, dass sie mit die bestbezahlten Leute beim Trekking sind und sich vom einfachen Pferdetreiber hochgedient haben.

Am Nachmittag trennt sich die Gruppe, die meisten gehen eine etwas schwerere Schlussstrecke, ich gehe aber mit den Weicheiern den kurzen Weg zum Lager.

Heute ist das Wetter sehr ungewöhnlich, da den ganzen Tag über klarer Himmel ist und die Sonne scheint. Sonst trübt es am Nachmittag immer ein, was aber nicht verkehrt ist, da die Sonneneinstrahlung wirklich enorm ist und man am Vormittag eigentlich genug abbekommt. Auf dem Wege wurde eine für deutsche Zungen etwas leichtere Version von "Caihuairazo" geboren, wir sprachen ab jetzt nur noch (zugegeben etwas ketzerisch) von "Tschingdarassabumm".

Im Zeltlager lege ich mich sofort hin, ich habe Schüttelfrost. Trotz Kopfbedeckung habe ich wohl zu meiner Erkältung noch einen Sonnenstich bekommen, womit ich aber nicht der Einzige bin. Mittlerweile haben einige Leute Erkältungen und Sonnenstiche, sodass einige den Abend im Zelt verbringen und nur zum Abendessen rauskriechen. Das ist jedoch allerköstlichst, es gibt ganz kleine Pizzen mit Gemüse und Käse und als Nachtisch eine gekochte Baumtomate mit Vanillesoße. Dieses Obst sieht etwa aus wie eine Eiertomate, ist mild süßlich und auch als Saft eine tolle Sache, mein Lieblingsobst in Ecuador.

Am nächsten Tag ist ja die Abschlusswanderung, die Wanderer gehen bis zum Anfang des Gletschers des Caihuairazo bis ca. 4800 m, die Bergsteiger über den Gletscher zu dessen Ende, das ist bei ca. 4900 m. Es gibt noch einigen Ärger als Benno erklärt, dass der Gipfel morgen nicht drin ist, weil kein Schnee drauf liegt, den man zum Klettern mit den Steigeisen braucht. Viele sind enttäuscht und so wollen morgen statt 9 nur noch 3 Leute richtig klettern.

Ich werde aber morgen wohl mal aussetzen, denn mir geht es wirklich relativ schlecht. So hoffe ich auf eine Erholung, dass ich den Rest der Reise wieder topfit bin. Das ist wichtiger als diese Wanderung morgen.

 

Ecuador 2002/2003 - Tag 7

Ruhetag für mich, sonst Wanderung / Klettern

Die Bergsteiger stehen schon 3:30 Uhr auf, dann die Wanderer gegen 5:30 Uhr.

Mit mir machen heute noch zwei Leute einen Ruhetag, sodass ich glücklicherweise nicht allein bin. Denn noch nicht mal mit den witzigen Köchen könnte ich mich unterhalten, denn in Ecuador spricht kaum jemand englisch und ich kann fast gar kein Spanisch. Was sich ändern sollte...

Den Tag verbringe ich mit Unterhaltungen (auf deutsch) über Gott und die Welt, dazu spielen wir Karten mit selbstgemalten Spielkarten, denn keiner hat richtige dabei.

Das Wetter ist nicht schön, keine Sonne, über Nacht ist es relativ mild geworden und windig, dazu viele Wolken und Nebel. So bedauere ich es nicht zu sehr, dass ich nicht mitwandere, denn heute gibt es sicherlich kaum Aussicht und schon gar kein Fotolicht.

Am frühen Nachmittag kommen erst die Bergsteiger und dann die Wanderer zurück, alle sind geschafft, aber zufrieden. Es gibt noch einen kleinen Snack und Mittagessen, dann holt uns der Bus ab und wir fahren abwärts und zu einem Hotel an der Panamericana, der "Hacienda Andaluza". Wieder ein sehr schönes Hotel, riesige Zimmer, aber leider keinen Netzadapter. Wieder zurück in der Zivilisation, wollte ich mich mal wieder rasieren.

Zum Abendessen gibt es Musikbegleitung, die ist aber etwas peinlich und lange nicht so stimmungsvoll wie in der Bahnstation, wir sitzen da wie die begossenen Pudel und lassen es über uns ergehen. Danach gehen wir noch in die Hotelbar und lassen den Tag ausklingen.

 

Ecuador 2002/2003 - Tag 8

Zugfahrt Alausi - Huigra

Schon 4:45 Uhr müssen wir aufstehen, damit wir rechtzeitig noch vor 7:00 Uhr am Zug sind! Dafür werden wir aber auch mit Musik am Telefon geweckt und auch sonst stimmt uns das Hotel gnädig. Wir fahren heute auf der steilsten und schwierigsten Bahnstrecke der Welt! Die Strecke ist nur noch für und aber auch durch die Touristen in Betrieb und hat sonst keinen weiteren Nutzen.

In Alausi angekommen, mieten wir uns jeder ein Sitzkissen für US$ 1 und klettern gleich auf das Waggondach, denn kein vernünftiger Mensch sitzt im Waggon und guckt aus dem Fenster! Nein, man sitzt oben und hat von dort einen tollen Blick auf eine absolut überwältigende Landschaft mit hohen Bergen und noch tieferen Tälern. Kein Geländer oder andere Dinge, nur ein kleiner Rand zum Abstützen mit den Füßen. Aber die Bahn fährt dazu auch sehr langsam. U.a. bewältigen wir die "Teufelsnase" ("El Nariz del Diablo"), eine Kurve mit fast senkrechten Felswänden über und unter uns.

Auf der Fahrt gibt es wirklich viel zu sehen, dazu unterhalte ich mich angeregt mit einer sehr netten Dame, die allein in Südamerika unterwegs ist und einfach mal ein Jahr blau macht. Auch aus Deutschland und wohl eigentlich eine Fränkin aus Bamberg. Sie war schon überall, wo wir noch hinkommen und so erfahre ich schon mal einige interessante Dinge über das Land und die Leute und dass man sogar normalen Tomatensaft in Ecuador bekommt.

Auf den Waggondächern balancieren während der Fahrt Verkäufer von Getränken, Enpanadas (gefüllte, frittierte Teigtaschen), Süßigkeiten und frittierten Bananen-Chips entlang der Kante, die Passagiere halten sie fest und so geht es mit einigen Zwischenstationen bis Huigra, wo wir wieder in unseren Bus steigen, der parallel zu uns fuhr. Diese Zugfahrt ist sicherlich das beeindruckendste Einzelerlebnis dieser Reise, denn die Landschaft mit den riesigen Höhen und Tiefen so unmittelbar und nah ist schon berauschend.

Wir fahren zur "Hacienda Manteles", einer Pension in einem malerischen Tal, wo Landwirtschaft betrieben wird und eigentlich alles wächst, was man in die Erde steckt. Unser Fahrer will eine Abkürzung nehmen, die sich aber eher als Verlängerung entpuppt, aber wir haben ja Zeit und sehen so mehr vom Land. Die Pension ist sehr schön gelegen, die Zimmer sehr gemütlich, teilweise mit Ofen. Die Türen haben keinen Schlüssel und keine Nummer, allerdings ist das Haus sehr hellhörig.

Nach einem guten Abendessen bleiben wir noch lange sitzen und erzählen, bis uns nichts mehr einfällt.

 

Ecuador 2002/2003 - Tag 9

Hacienda Manteles, Baños

Beim Frühstück können wir durch das Fenster des Frühstücksraums Kolibris beobachten, denn direkt vor dem Fenster hängt eine Spezialtränke für diese Vögel mit Zuckerwasser, was sie aus kleinen Löchern in der Tränke wie aus einer Blüte heraussaugen. Es ist sehr spannend, denn die Kolibris sind sehr schnell und scheu und wunderschön.

Am Vormittag wandern wir durch das Tal nahe der "Hacienda Manteles", wir sehen viele Maisfelder und Baumtomatenfelder, aber auch große Gewächshäuser. Am Mais lassen die Bauern manchmal gleichzeitig Stangenbohnen hochranken, um Pfähle zu sparen. Aber der Mais wird dann nicht ganz so groß wie ohne Bohne. In den Felder vergnügen sich teilweise Schweine und Kühe, was der unglaublichen Reichhaltigkeit an Gewächsen und Fruchtbarkeit aber keinen Abbruch tut. Wirklich paradiesisch.

Danach geht es mit dem Bus nach Baños, einem Touristenort in einem Tal mit heißen Schwefelquellen. Wir essen im Hotel "Sangay" zu Mittag, das Essen ist nicht wirklich gut, nur der Nachtisch, eine Maracuja-Creme, ist toll.

Nach dem Mittagessen checken wir ins Hotel ein, Benno lädt die Unentwegten zu einer Wanderung auf die Hügelkette um den Ort ein und mir geht es wieder so gut, dass ich mitgehe. 370 Höhenmeter in ca. 1 Stunde in tropischem Klima treiben uns aber allen Schweiß aus den Poren, den wir übrig haben. Völlig erschöpft sehen wir über dem Ort ein tolles Schweizer Hotel, ein beliebter Tagungsort und von der anderen Seite des Berges mit dem Auto erreichbar. Weiter gehen wir leicht abwärts zu einer großen Statue der Jungfrau Maria und von dort auf sehr vielen steilen Stufen wieder abwärts in den Ort.

Über dem Ort thront noch der Tungurahua, ein noch aktiver Vulkan, auch über 5000 m hoch, der ständig eine Dampfwolke ausstößt. Das ist gut, denn dadurch wird der Druck langsam abgelassen. Ein Alarmzeichen für einen Ausbruch wäre ein Ausbleiben dieser Wolke, da sich dann der Druck im Berg staut. Von uns wurde der Berg natürlich wieder umgetauft in "Tohuwabohu", unglaublich eigentlich. Den Berg darf man aber nicht mehr besteigen, wegen seiner Aktivität, nur bis zur ersten Berghütte ist das Wandern erlaubt.

Wir machen noch eine kleine Ortsbesichtigung, es gibt sehr viele Souvenirläden mit teilweise sehr schicken, aber auch sehr teuren Dingen. Nach dem Abendessen im Hotel machen wir eine Tour durch den Ort zu einem Lokal, wo sogenannte "Folklore progressiva" live gespielt werden soll, also etwas modernere Folklore-Musik. Aber es wurde nichts, stattdessen gab es leckere Cocktails mit sehr viel Alkohol. Dann sahen wir noch das "Hardrock Cafe" von Baños, natürlich eine Fälschung, mit US$ 2 Eintritt und Techno-Musik... Dafür finden wir eine nette Bar nebenan und ich auch noch ein Internet-Cafe, wo ich noch mal ein paar e-Mails loswerde und mein Postfach entrümpeln kann.

 

Ecuador 2002/2003 - Tag 10

Fahrt in den Regenwald

Eigentlich wollten wir ganz früh, noch vor dem Frühstück, in die heißen Schwefelquellen steigen, wo doch ein solches Bad direkt vor dem Hotel war, und etwas für unsere Gesundheit tun, aber es wurde dann doch nichts daraus.

Nach dem Frühstück war Abfahrt in den Regenwald, es liegen heute eine ziemlich lange Strecke und auch ziemlich viele Höhenmeter vor uns, bevor wir am Ziel sind, der Regenwald-Lodge "El Jardin Aleman", was übersetzt "Der deutsche Garten" heißt, weil die Lodge einen deutschen Chef hat, und in der Nähe von Puerto Misahualli liegt.

Auf dem Weg dorthin machen wir an einem großen Wasserfall Halt, zu dem wir ein Stück wandern. Der Weg ist wunderschön, viele Pflanzen, die man in Europa nur in Blumentöpfen sieht, wachsen am Wegrand. Der Wasserfall dann ist zwar ganz nett, aber nicht wirklich riesig. Wir gehen noch über eine schwankende Hängebrücke, um ihn noch etwas besser sehen zu können. Auf der Brücke dürfen nur maximal 3 Leute stehen, so geht es nur schubweise. Der Rückweg, es geht ziemlich aufwärts, lässt uns wieder schwitzen, aber danach müssen wir ja nur im Bus sitzen.

Mittags halten wir an einem Restaurant an der Straße, gegenüber ist ein Laden mit Balsa-Holz-Souvenirs, wo alle kräftig einkaufen. Das Holz ist knallbunt bemalt, es gibt teilweise wirklich schöne Dinge. Sogar ich kaufe etwas, ein paar Party-Buffet-Spießchen, völlig überteuert, aber schön.

Die Fahrt geht noch lang, fast nur über Schotterpisten, manchmal regnet es und es ist gleichzeitig sehr heiß. Überall an der Straße wird viel gebaut, oft Brücken erneuert oder neuer Schotter aufgetragen. Wir halten noch ein, zweimal an Getränkeständen, bis wir endlich in der Lodge ankommen. Dort ist es noch paradiesischer als in der "Hacienda Manteles", ein wunderschöner, riesiger Garten um die Häuser mit den Zimmern. Der Esstisch ist nur überdacht, ringsum freie Sicht auf die Natur. Es gibt eine Bar und Billardtische.

Nach dem Einzug ins Zimmer fotografiere ich ein paar Blumen, aber es ist zu dunkel für gute Bilder. Dann runter an den Fluss, die Lodge liegt direkt am "Rio Misahualli", einem Zufluss des "Rio Napo", der wiederum einer der Hauptzuflüsse zum Amazonas ist. Im Fluss kann man baden, das Ufer ist entweder Strand oder aber rundlich ausgewaschener Basalt, indem sich kleine Mulden bilden von Steinen, die sich dort fangen und vom vorbeiströmenden Wasser im Kreis gewirbelt werden und dadurch die Mulden kreisrund schleifen.

Nach dem hervorragenden Abendessen spielen wir noch Billard bis die Bar schließt, es macht sehr viel Spaß und dazu bekomme ich meinen ersten Gin Tonic in Ecuador, weil anscheinend Tonic ein rares Gut ist. Denn Gin gibt es überall. Dafür ist der Preis gepfeffert, US$ 6 für ein Glas ist fast schon mitteleuropäisch.

 

Ecuador 2002/2003 - Tag 11

Wanderung im Regenwald, Schamanenbesuch

Heute soll es also richtig in den Regenwald gehen. Wir packen unsere Tagesrucksäcke möglichst wasserunempfindlich und mit Regenklamotten, Gummistiefel bekommen wir geliehen, dazu Schwimmwesten, weil wir auch mit dem Boot unterwegs sind.

Das erste Stück fahren wir mit dem Bus, dann ins Boot und auf dem "Rio Napo" etwa eine Stunde Fahrt. Es regnet, kaum dass wir ins Boot steigen und hört den ganzen Tag nicht mehr auf.

Von der Anlegestelle geht es erst mal steil aufwärts zu einem Unterstand, dort lassen wir die Rucksäcke. Nun geht es los zu einer Rundwanderung, zusammen mit Benno führt uns ein lokaler Guide, der auch ein Schamane ist. Aber er sieht eigentlich ganz normal aus...

Die Wanderung ist sehr feucht, zu dem Regen schwitzen wir auch sehr, weil es recht warm ist und die Regenklamotten ihr Übriges tun. Wir sehen viele interessante Pflanzen und hören dazu viele Neuigkeiten von unseren Führern. Dazu stapfen wir durch viel Schlamm und Wasser, bis wir zum Mittagessen wieder am Unterstand ankommen. Es gibt leckeres Risotto mit Huhn in Blechnäpfen, dazu Fruchtsaft.

Nach dem Essen wieder in die Boote, es geht zu einer Dorfbesichtigung. Oft spielt das Radio laut aus den Holzhütten, elektrischer Strom ist erst seit kurzem hier und wird ausgenutzt. Wir sehen die Schule und die einzige Lehrerin, und natürlich einen Souvenirshop.

Dann geht es noch zum Schamanen, er führt uns seine Künste an einer Freiwilligen aus unserer Gruppe vor, nicht wirklich beeindruckend. Da ist das Blasrohrschießen schon was ganz andres! Einige von uns probieren es aus und treffen die Zielscheibe sofort. Dazu erkennt man, wie schnell der Blasrohpfeil werden kann. Das Rohr ist erstaunlich lang, zwischen 2 und 3 m, man kann in senkrecht die Höhe ca. 40 m, waagerecht ca. 20 m weit schießen. Gejagt wird nicht mehr damit, nur die Kinder schießen damit zur Belustigung Vögel ab...

Abends gibt es ein richtiges Billardturnier, ich werde Vorletzter, bin aber zufrieden. Benno erzählt einige lustige Geschichten aus seinem Reiseleiteralltag, u.a. führte er mal den Honigeinkäufer von Toblerone durch die Anden!

 

Ecuador 2002/2003 - Tag 12

Wanderung im Regenwald, Fahrt zurück nach Quito

Am Morgen haben viele aus der Gruppe keine Lust mehr auf eine zweite Wanderung im Regenwald. Vor allem die Bergsteiger-Fans, denen es hier zu heiß und schwül ist, lesen lieber im Hotel. Dabei ist doch hier alles so interessant! Wir gehen also nur zu fünft los, auf den sogenannten "Labyrinth-Weg" nahe dem Hotel. In der Nacht und am Morgen hat es noch geregnet, jetzt ist aber wunderbares Wetter und im Regenwald zeigt sich das erste Mal die Sonne für uns. Wir sehen wieder sehr viele schöne Dinge, Pflanzen und Blüten und einige tolle Insekten. Da wir so wenige sind, ist viel mehr Zeit zum Schauen und Staunen.

Nach dem Mittagessen fahren wir ab Richtung Quito, die Reise neigt sich langsam dem Ende zu. Auf dieser Fahrt haben wir sehr viele Höhenmeter zu bewältigen, aus dem Regenwald von ca. 500 m geht es nach oben auf 4000 m und zurück auf ca. 2800 m in Quito. Die Straßen sind diesmal fast durchgängig aus Asphalt, wieder sehen wir viele Baustellen, vor allem für die neue Erdöl-Pipeline aus dem Regenwald Richtung Küste, die von Kanadiern gebaut wird. Wir sind gegen 19:00 Uhr in Quito an unserem gewohnten Hotel. Auf der Straße diesmal lauter Polizei, da gegenüber ein anderes Hotel ist, wo der neue Präsident Ecuadors bis zu seinem Amtsantritt am 15.1.2003 wohnt. Uns konnte das nur Recht sein, denn in unser Hotel bricht dann sicher auch keiner ein.

Am Abend gehen wir wieder ohne Benno essen, diesmal finden wir mit etwas mehr Routine und einem Blick in den Reiseführer ein sehr gutes Restaurant "El Choza" ganz in der Nähe des Hotels. Wir lassen es uns gut gehen, ich esse sehr leckere Enpanadas, diese gefüllten und frittierten Teigtaschen aus Maismehl sind wirklich ein Genuss, vor allem, wenn man sie in Avocado-Creme dippt!

Kurz vor dem Schlafengehen packen wir noch unsere Sachen für die Küste, nur das Nötigste, der Rest bleibt wieder im Hotel in Quito, wo wir ja bald wieder sind.

 

Ecuador 2002/2003 - Tag 13

Fahrt zur Pazifik-Küste, Äquator-Denkmal

Gleich früh geht es los an die Küste, es wird eine lange Fahrt.

Unterwegs halten wir nicht weit von Quito am Äquator-Denkmal, womit an eine Vermessungsexpedition im 18. Jahrhundert erinnert wird, als die Position des Äquators bestimmt wurde. Ein sehr schönes Denkmal und noch schöner ist das Postamt dort, wo man Post mit dem Äquatorstempel aufgeben kann. Die gesamte Reise über habe ich meine Postkarten aufgehoben für diesen Ort, damit alles gut weggeht. Nur das Postamt hat zu!!!

Ich bin wirklich sehr ärgerlich und sogar etwas wütend. Während unserer ganzen Anwesenheit dort machte es auch nicht auf. Nur eine nette Dame im Reisebüro gegenüber vom Postamt konnte mich besänftigen, denn sie hatte einen Äquatorstempel und stempelte geduldig fast alle Postkarten unserer Gruppe. Nur wegschicken konnte ich sie nicht. So nahm ich also alle wieder mit. Eine wäre besonders wichtig gewesen, weil sie an einen Briefmarkensammler gehen und so authentisch wie irgendwie möglich sein sollte. Ich bitte Benno, sie für mich einzuwerfen, wenn er mal wieder am Äquator ist, was er auch gern tut, sagt er.

Wir fahren weiter, an vielen Plantagen vorbei, Bananen (Ecuador ist der größte Bananenexporteur der Welt), Palmöl-Nüsse etc. An einem Obststand kaufen wir Melonen und eine Milch-Zucker-Kokosraspelmasse, die sehr gut schmeckt.

Gegen 17:00 Uhr kommen wir in Atacamas an, der Ort ist ziemlich dreckig und ganz anders als die Orte, die wir bisher sahen. Unser Hotel "arco iris" erregt auch das Missfallen vieler der Gruppe, ich finde es nicht so schlimm. Direkt am Strand und sehr hauseruntypisch, ganz touristenmäßig. Wir sind die Einzigen, die nach Trekking aussehen. Wir gehen gleich noch im Pazifik baden, das Wasser ist 26 °C warm, wirklich angenehm und nicht so extrem salzig. Der Strand ist sehr flach und glatt, das Wasser hat selbst in der Brandung eine enorm starke Strömung, sodass man beim Planschen in den Wellen ziemlich abtreibt.

Abends essen wir in einem sehr guten Restaurant "La Estancia" in der Straße, wo neben unserem Hotel auch Dutzende Bars sind und die parallel zum Strand verläuft. Der Kellner zaubert beim Einschenken und ist supergalant, das Essen exzellent, ich esse Krabben im Bierteig und bin hingerissen. Danach in die "Waikiki Bar" schräg gegenüber, die Cocktails dort sind wahre Kunstwerke und habe immer ca. 1 dl Alkohol. Vor allem die Piña Colada ist eine Wucht, verziert mit vielen Früchten, darauf gezuckerte Kondensmilch. Oder ein Cocktail in einer hohlen Ananas, das Oberteil der Ananas mit gelockten Blättern, auf anderen nicht gelockten Blattspitzen sind Melonenbällchen gespießt. Wir schaffen alle nur einen Cocktail und gehen schlafen.

 

Ecuador 2002/2003 - Tag 14

Atacamas, Strand

Das heutige Frühstück ist sehr reichlich, es gibt Müsli und Hörnchen und Marmelade und Käse und sehr gute heiße Schokolade.

Danach gehen einige von uns in die Stadt, ich will auf die Bank und noch einen Reisescheck in Geld verwandeln und nach einem Postamt schauen nach der Pleite am Äquator. Die Bank ist kein Problem, das Postamt ist auch offen, nur menschenleer und verlassen. Später kommen wir noch mal wieder, die Postfrau ist endlich da und zu unserem großen Glück auch ein englisch sprechender Franzose, der uns erklärt, wie es läuft. Denn es gibt nur ganz wenige Briefmarken in Ecuador! Und hier gar keine! So zahlen wir US$ 1,05 pro Postkarte nach Deutschland für einen Poststempel auf die blanke Karte, und sind gespannt, ob das klappt. Der Franzose bekam jedenfalls Post in die Hand, die für ihn ankam. Er ließ sich hier vor 5 Jahren nieder, findet es ganz gut, hat aber auch gleichzeitig viele Probleme, denn er sagt, dass man niemandem vertrauen kann.

Der Postkarten entledigt, gehen wir zurück ins Hotel, allesamt mit Sonnenbrand, denn wir vergaßen das Eincremen für den kurzen Weg. Bis zum Mittagessen liegen wir am Strand, diesmal gut eingecremt. Essen wieder im Ort, sehr gut und reichlich. Danach wieder an den Strand, ich komme endlich zum Lesen meines mitgebrachten Buches und schaffe um die 200 Seiten.

Abends wollen wir in ein italienisches Restaurant, treffen uns vor dem Hotel. Ein Pärchen unserer Gruppe machte kurz davor noch einen Strandspaziergang, aber es war schon dunkel!!! Obwohl Benno ausdrücklich genau davor warnte. Und es kam, wie es kommen musste, sie werden überfallen und entkamen mit knapper Not, eine Schnitt am Finger von der abgebrochenen Flasche der Räuber der "Lohn". Schnell zum Arzt mit einem Fahrrad-Taxi, die Wunde wurde genäht, es gab Antibiotika und Schmerzmittel dazu. Dann endlich essen, manche müssen 2 Stunden warten, denn das Restaurant ist einfach überfordert.

Trost für den Überfall und für die Warterei spendet wieder die "Waikiki Bar" von gestern, wir sprechen wieder den Piña Coladas zu und verabschieden uns schon mal vom Pazifik, obwohl morgen auch noch ein Tag ist.

 

Ecuador 2002/2003 - Tag 15

Strand, Rückflug nach Quito

Wieder Frühstück bis zu Abwinken, dann an den Strand wie gestern. Die Sonne brennt erbarmungslos und wieder ist LSF 30 einfach zu wenig. Ich habe also gut Sonnenbrand überall und bin froh, nicht mehr oft einen Rucksack tragen zu müssen.

Am Mittag fahren wir mit ein paar Taxis zum Flughafen nach Esmeraldas, das Taxi, in dem ich sitze, ist ein altersschwacher Lada 2107, an dem außer dem Motor nicht mehr viel funktioniert. Kein Tacho, kein Taxameter, schwache Bremsen und ein Fahrgefühl wie auf Eiern. Wir sind froh, als wir wieder aussteigen dürfen.

15:15 Uhr Abflug nach Quito mit einer Boeing 727-100 der ecuadorianischen Fluggesellschaft TAME mit viel Platz zum Sitzen. Der Flug dauert nur 30 min. Am Flughafen in Quito an einem Postschalter versuche ich noch mal, Briefmarken zu kaufen, aber wieder nichts. Hier gibt es aber wenigstens einen Frankierautomaten, der "1,05" auf den Brief druckt.

Vom Hotel aus gehe ich noch in einen Supermarkt und kaufe eine Flasche Zuckerrohrschnaps, also "Aguardiente", mit 43 Vol.% Alkohol kostet er sagenhafte US$ 1,72... Es gibt sogar solchen Schnaps im 1-Liter-Tetra-Pack!!! Und bei uns regt man sich schon bei Wein in dieser Verpackung auf und meint, dass das asozial ist...

Abends essen wir in einem sehr guten Restaurant in Quito "Hunter's", es gibt viel Fleisch, ich esse Tortillas mit Gemüse und Huhn zum Selberrollen, sehr gut. Es ist unser Abschiedsessen und wir danken Benno sehr für seine tolle Führung, es war perfekt und einfach nicht besser zu machen. Wir überhäufen ihn mit Trinkgeldern und für ecuadorianische Verhältnisse kriegt er von uns einen Haufen Geld. Aber er verdient es nicht anders.

 

Ecuador 2002/2003 - Tag 16

Reisetag Quito - Bonaire

Nach dem Frühstück und dem letzten Packen fahren wir zum Flughafen und checken dort nach langem Warten ein. Mir wird in der Warteschlange plötzlich sehr schlecht, was sich die ganze Reise kaum bessert. Immerzu ein flaues Gefühl in der Magengegend, ohne dass ich weiß, warum. So steige ich ins Flugzeug, habe wieder einen Gangplatz erbeten bei Check-In und wieder bekommen. Neben mir sitzen zwei ältere und anscheinend völlig verrückte Schweden, die den ganzen Flug über nichts sagen. Von der Stewardess bekomme ich noch zwei Aspirin, so geht es etwas besser. Nur lesen kann ich nicht und zum Fernsehen habe ich keine Lust.

Bei der Zwischenlandung in Bonaire ist es sehr heiß und Tag, wir sind relativ froh, als wir wieder im Flugzeug sind.

 

Ecuador 2002/2003 - Tag 17

Reisetag Bonaire - Amsterdam - Frankfurt - Freiburg

Unsere Ankunft in Amsterdam ist 4:50 Uhr frühmorgens, es ist dunkel und kalt draußen und der Flughafen hat noch geschlossen, nur an einer Bar finden wir etwas. Ich hole mir eine heiße Schokolade und hoffe auf ein besseres Magengefühl. Ich bin schon jetzt auf die allgemeine Verabschiedung gespannt, denn so richtige Freundschaften bildeten sich nur wenige während dieser Reise. Einige verabschieden sich schon, als wir das Flugzeug aus Quito verlassen.

Mein Weiterflug nach Frankfurt geht erst 8:45 Uhr, so habe ich wieder einige Zeit, die ich mit Dösen verbringe. Die Verabschiedung ist dann kurz und knapp, ich tausche nur eine e-Mail-Adresse aus und steige in mein Flugzeug. Schade eigentlich, aber so ist es manchmal. In Frankfurt sind Minusgrade, ich hole mein Gepäck vom Band, esse noch ein paar Würstchen für einen unfasslich hohen Preis und warte auf meinen Zug nach Freiburg. Der kommt auch pünktlich, noch zwei Stunden Fahrt und ein Taxi später und ich bin zuhause, die Sonne scheint wunderbar in mein Wohnzimmer und ich bin doch sehr froh.

Die Reise war toll, erlebnisreich und unvergesslich. Die Anden sind so toll und die Zugfahrt erst recht und der Regenwald sowieso! Aber es war auch sehr anstrengend, alle paar Tage eine komplette Klimaumstellung ohne die Chance einer Anpassung daran. Jetzt falle ich also in mein Bett und schlafe ca. 17 Stunden und dann schaumermal, was 2003 so mit sich bringt.